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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

bald eine Zauberinn auftretten zu lassen. [1] Diese Künsten sind aus Egypten in Griechenland hinübergewandert.

Epikur hat in seiner Jugend die Geister verbannen wollen [2] Die vernünftigen Griechen haben diese Lehre von der Seele und den herumschwärmenden Geistern von den Egyptiern geholet. Thales und Pythagoras (wie Clemens Alexander. Stromat. L. I. bezeuget) haben sich in Egypten in der Weltweisheit unterrichten lassen, und damit ihnen alle Geheimnissen geoffenbaret wurden, haben sie sich so gar der schmerzhaften Beschneidung unterworfen. Auch Eudoxus hat sich dem Unterricht der egyptischen Magiern anvertrauet. Plato, den man nachmals wegen seiner Scharfsinnigkeit und Lehre den Göttlichen nennete, hat zu Heliopolis (heute Alcairo) 13. Jahre, wie Strabe Geograph. L. 17. schreibet, mit selben einen vertrauten Umgang gepflogen. Diese und


  1. n) Aus sehr vielen will ich nur wenige Stellen beisetzen.

    – – – evocat antiquis, atavosque sepulchris,
         Et solitam longo carmine findit humum. Ovidius L.I. Eleg.
    Et sylvas moneo, moveo, jubeoque tremiscere montes,
    Et mugire solum, manesque exire sepulchris.  L. VII. Metam.
    – – – – – Animamque sepulchro
    Condimus, & magna supremum voce ciemus  Virg. III AEn.

    Und Prudentius L. I. Adu. Sym. v. 91. singet, der von thessalischen Künsten berühmteste Zauberer, soll durch den Zauberstab längst verstorbene Seelen, aus schwarzer Todtesnacht zum Licht der Sonnen berufen.

  2. o) Rondel vie d’Epicure erzählet von ihm, daß er mit seiner Mutter in die Häuser gegangen, um daraus die Gespenster zu vertreiben, da er aber sah, daß ihre Beschwörungen nichts als Betrügereyen seyen, und daß es keine Geister gebe; ist er von kleinen Irrthum, in einen weit größeren gefallen. Denn er laugnete alsdenn, daß die Seele ein Geist sey. Einige Beschwörungsformeln kann man bei Vossius de poenis Graecorum finden.
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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/016&oldid=- (Version vom 23.2.2020)