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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

sie für eine Strafe der Götter hielten, beipflichteten, so haben sie die Leiber der Verstorbenen einbalsamirt, wie uns Servius bezeuget. f)[1] Diese einbalsamirten Körper werden heute zu Tage noch Mumien genennet. g)[2] Andere hielten dafür, daß diejenigen, welche eines gewaltsamen Todtes gestorben, bei den Gräbern so lange herumirren, erscheinen, und die Menschen schrecken müßten, als sie wurden gelebt haben, wenn sie ein gewaltsamer Tod aus der Zahl der Lebendigen nicht entrissen hätte. h)[3] Daher kommen annoch


    „ „ „ Wir kommen hier nicht um,
    Wir wandern in der Welt nur immer so herum.
    Sobald die Seele sich von unserem Leibe trennet,
    Wird ihr ein andrer Leib zur Wohnung zuerkennet.

    5
    Es tauschen Thier und Mensch durch wechselweise Fahrt,

    Wir sterben nimmer nicht, wir ändren nur die Art.

    Von sich selbsten erzählt er, wie Lucianus in Dialog. Galli & Micelli saget, daß er zu erst Arthalidis Merkurs Sohn gewesen, und zur Zeit des Trojanischen Krieges Euphorbius, nachmal Hermotimus, darauf ein Fischer mit Namen Pyrrhus, und endlich Pythagoras geworden sey. Es sind aber viele, und unter diesen der H. Augustinus L. VII. de Genesi ad Literam c. 10., welche dafürhalten, daß die Lehre dieses und anderer Weltweisen nicht die grobe und phisicalische, sondern nur eine metaphorische Seelenwanderung in sich hielte, und nur dahin abzielte, daß der Mensch durch seine Sitten die Gleichheit und Eigenschaften der Thiere an sich nehme, und gleichsam zu einem Thiere werde.

  1. f) Servius in Virgil. Aeneid. II. v. 67.
  2. g) Mumia ist ein arabisches Wort, und zeiget eine Vermischung an. Die vermischte Sachen, mit welchen die Körper einbalsamiret werden, halten von selben die Fäule ab. Es sind Alor, Myrhen, Erdbech, Saffran und Balsam. Es ist sehr hart, eine ächte Mumie zu erhalten. Die Türken brauchen selbe zur Zauberey. Sie sind überaus eifersüchtig, daß sie andern nicht zukommen, weil sie fürchten, man möchte mit ihnen wider sie Zauberey treiben.
  3. h) Animae violenta caede interemptorum, & sepultura carentium morari circa sua cadavera: & proinde multae visae sunt lamentari. Porphyius de
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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus, Augsburg 1768, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/013&oldid=- (Version vom 12.4.2020)