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gepräge. Wir unsererseits sehen darin nichts weiter als eine durch das volkstümliche zauberringmärchen hervorgerufene verderbte variante.

Der einfluss
auf das volks-
tümliche
märchen.
Das volkstümliche märchen ist von der variante des Siddhi-Kür ihrerseits wahrscheinlich nicht beeinflusst worden. Von den speziellen zügen wie dem affen und dem bären, der versenkung des knaben ins wasser, dem diebstahl des seidenzeugs, dem eigentümlichen vorgehen der maus und des affen bei der entwendung des zaubersteines aus dem reishaufen und der erbauung der befestigung durch die wassertiere sind in dem volkstümlichen märchen keine spuren zu entdecken. Im volksmunde kommt allerdings hin und wieder ähnlich wie im Siddhi-Kür die maus unter den zu befreienden tieren vor, der zaubergegenstand fällt wie hier dadurch ins wasser, dass das tragende tier das getragene zum sprechen zwingt, eine kröte bringt den zauberstein oder der zauberstein gerät auf den boden des meeres, aber hierin darf man keine einwirkung seitens des Siddhi-Kür sehen. Auffallend ist jedoch die maus im ohre der katze beim übersetzen über das wasser in Ae 2.

Die varianten
des Pentame-
rone.
Im occident finden wir das märchen geschichtlich erstmals in der italienischen volksmärchensammlung Pentamerone, die ein gewisser Basile zu anfang des 17. Jahrhunderts herausgab[1]. Es erscheint darin teilweise sogar in zwei erzählungen:

Pentamerone (Basile, II, Vierter Tag, Erstes Märchen, s. 3). Ein verarmter mann geht auf den markt, um seine letzte habe, einen verkrüppelten hahn, zu verkaufen. Zwei zauberer wollen den hahn kaufen und heissen den mann mit ihnen nachhause gehen, wo er bezahlung erhalten soll. Auf dem wege aber sprechen die zauberer miteinander: Der hahn hat im kopf einen stein; wenn wir den in einen ring fassen lassen, bekommen wir, was wir uns wünschen. Als der mann dies hört, wendet er sich um. Zuhause tötet er den hahn und fasst den stein in messing. Er verschafft sich einen prächtigen palast mit allem zubehör und heiratet die königstochter. Aber die zauberer beschliessen den ring zu stehlen, verfertigen eine puppe, die vermittels eines uhrwerkes musik macht, und bieten sie unter dem fenster der tochter des mannes feil. Sie versprechen die puppe dem mädchen, wenn es

  1. Krohn, Tutkim., I, s. 4.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/95&oldid=- (Version vom 31.7.2018)