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Gemeinsam sind allen uns erhaltenen handschriften von „Tausend und eine nacht“ nur 12 erzählungen, die wohl den ältesten persischen grundstock der sammlung darstellen.[1] Darunter ist aber nicht das märchen von Aladdin, und dasselbe findet sich auch in keiner bekannten handschrift.[2] In Europa wurde die sammlung erst durch Gallands übersetzung 1704–1717 bekannt[3], der von ihm benutzte text ist aber verloren gegangen.[4] Nach Østrup ist das märchen egyptischer herkunft[5], und Coote, der speziell diese und drei andere erzählungen der sammlung untersucht hat, behauptet, erst Galland habe sie in das werk eingefügt, er müsse sie in Konstantinopel oder Smyrna, wo er sich jahrelang aufgehalten, gehört haben.[6]

Die nachrichten über die entstehung von „Tausend und eine nacht“ und besonders über die herkunft des märchens von Aladdin sind also dunkel. Die sammlung ist allerdings ihrem grundstock nach ein persisches werk, sie hat aber noch viel später veränderungen erfahren, und sicher scheint, dass das märchen von Aladdin oder der wunderlampe später in die sammlung aufgenommen worden ist. Woher stammt es aber dann? Die antwort hierauf ist ganz natürlich. Wie wir gehört haben, vermutet Weil, dass, als „Tausend und eine nacht“ in Egypten redigiert wurde, auch volkstümliche stoffe zur verwendung gelangten, und Coote’s auffassung des märchens von Aladdin setzt ebenfalls eine volkstümliche quelle voraus. Es dünkt uns sehr wahrscheinlich, dass als vorbild der erzählung wirklich ein mündlich überliefertes märchen gedient hat. Dieses vorbild ist dann entweder das hier von uns behandelte märchen vom zauberring – oder vielleicht existiert eine andere, dem literarischen märchen näherstehende mündliche variation?

Das märchen
von Aladdin im
volksmunde.
Das märchen von Aladdin ist tatsächlich im volksmunde bekannt. Wir teilen hier die varianten mit, die wir gefunden haben:


  1. Baumgartner, I, s. 399, 400.
  2. Østrup, s. 108; Folk-Lore Record, III, 2 (1881), s 178.
  3. Ahlström, s. 49.
  4. Østrup, s. 108.
  5. Ders. s. 152.
  6. Folk-Lore Record, ebend. s. 191.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/84&oldid=- (Version vom 31.7.2018)