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Die älteren buchvarianten und ihr verhältnis zu dem volkstümlichen märchen.

Die variante in
„Tausend und
eine nacht“:
das märchen
von Aladdin.
Wir gehen nunmehr zu den älteren buchvarianten des märchens über, von denen wir zuerst die erzählung „Aladdin oder die wunderlampe“ in der arabischen sammlung „Tausend und eine nacht“ betrachten.

Tausend und eine nacht (Habicht, VII, s. 134–233, und VIII, s. 3–84; nächte 316–348). Ein armer schneider Mustafa stirbt aus kummer über die ungeratenheit seines sohnes. Ein afrikanischer zauberer tritt als oheim des jungen auf und schenkt ihm reichtümer. Aber der zauberer verfolgt in wirklichkeit eigene pläne. Er führt den jungen eines tages an einen heimlichen ort, und als er einige zauberworte ausspricht, öffnet sich die erde und zum vorschein kommt ein grosser stein, an dem ein bronzener ring befestigt ist. Dem rat des zauberers folgend fasst Aladdin an den ring: der stein hebt sich und eine tiefe öffnung erscheint. Mit dem ring des zauberers am finger, der ihn gegen böses schützt, tritt er durch die öffnung hinein: eine tür, drei säle, ein garten voll schöner früchte (diamanten und kostbare steine). Nachdem er zwei beutel voll früchte und aus einer nische eine brennende lampe genommen, kehrt er um. Da aber der zauberer die lampe nicht schon zur öffnung heraus bekommt, verschliesst er diese erbost durch zauberworte und lässt Aladdin unter der erde. Aladdin reibt zufällig an dem ring: der geist des ringes erscheint und führt ihn auf seinen befehl ans tageslicht. Die mutter reinigt eines tages die schmutzige lampe mit wasser und sand. Der geist der lampe kommt und erschreckt die mutter mit der frage: „Was soll ich für dich tun?“ Der junge lebt von seiner lampe. Er schickt seine mutter aus, um für ihn um die tochter des sultans anzuhalten und als geschenk die unterirdischen edelsteine zu überbringen. Der sultan ist entzückt von den steinen. Der grosswesir hätte das mädchen gern für seinen eignen sohn. Die trauung mit diesem soll heimlich vollzogen werden, aber der geist der lampe holt am abend das mädchen in Aladdins schlafgemach und bringt sie am morgen zurück. Der sultan giebt seine tochter dem Aladdin, der mit hilfe seiner lampe einen mächtigen palast und allerlei pracht hervorzaubert. Aber der zauberer erfährt durch seine zaubermittel, wo Aladdin sich aufhält. Er zieht umher und tauscht alte lampen gegen neue ein. Die tochter des sultans giebt, ohne es zu wissen, die zauberlampe hin. Der palast wird mit der prinzessin nach Afrika entrückt, und Aladdin wird ins
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Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)