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den anderen truhenvarianten ist die art und weise der wegnahme nicht näher angegeben ausser in H 1: die katze lässt die gläserne büchse fallen, sodass sie zerschellt.

Wir haben also zwei parallelformen: der zaubergegenstand im munde und die reizung zum ausspeien und der zaubergegenstand in einer truhe und das nagen eines loches. Bei der vergleichung beider wird das augenmerk vor allem auf die allgemeine verbreitung der ersten form sowie auf den umstand gelenkt, dass der zaubergegenstand in dem märchen im allgemeinen im munde versteckt gehalten wird; so machen es die schlange, die katze und der hund auf dem heimweg nach der auffindung, ja auch der fisch (der ihn verschluckt). Die truhe kommt zu selten vor, als dass sie ursprünglich sein könnte, und auch in diesen seltenen fällen hat den zaubergegenstand mitunter der held des märchens (Ag 1, Am 1, 3, 6, Ga) oder seine frau (Am 5) im munde. Das aufnagen der truhe hinwieder ist ein zug, der sehr leicht mehrmals übereinstimmend erfunden worden sein kann, während die episode mit dem schwanz charakteristisch und einmal erfunden ist. In Dd 2 und Tb 1 nagt die maus erst ein loch in das zimmer und praktiziert dann mit dem schwanze den zaubergegenstand aus dem munde. Möglicherweise haben wir hier tatsächlich die ursprüngliche form vor uns. Vom nagen eines loches in das zimmer hat sich nach dem schwinden der schwanzepisode das aufnagen der truhe hergeleitet. Den ring, der so allgemein als zaubergegenstand vorkommt, möchten wir auch am finger des diebes erwarten, wo er seinen natürlichsten platz haben würde. So verhält es sich indessen äusserst selten (Aj 11, Ha 3 (?)). Die seltenheit des fingers erklärt sich wohl aus der humorvollen art, wie die maus den zaubergegenstand an sich bringt. Wenn das märchen erzählt wurde, hat diese episode sich dem zuhörer ohne zweifel aussergewöhnlich fest eingeprägt, und darum ist der mund als aufbewahrungsort des rings festgehalten worden. Dies geht unseres erachtens auch daraus hervor, dass der dieb den ring mitunter tagsüber am finger trägt, nachts aber, wo er entwendet wird, im munde hat (Ae 3, Cb 6, Db, H 2, Ha 9, Hd 3), sowie daraus, dass der ring bisweilen in derselben

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Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)