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die entwenderin) für eine durch das märchen von den drei zaubergegenständen und den wunderbaren früchten beeinflusste variation. In betracht kommt hier eigentlich die verwandlung der frau aus einem unbewussten werkzeug zu dem verbrechen in den bewussten verbrecher. Und der unterschied zwischen beiden formen ist auch in der tat geringfügiger, als es beim ersten blick scheint, denn die frau handelt auch in der europäischen form nicht allein, sondern gewöhnlich treibt sie ihr anderer bräutigam, zu dem sie nach der gewinnung des zaubergegenstandes unverzüglich eilt, zu dem verbrechen an.

Der grund der
entwendung des
zaubergegen-
standes.
Die entwendung des zaubergegenstands ist ursprünglich wohl dadurch verursacht worden, dass eine andere person die frau des helden des märchens hat an sich reissen wollen. Dieser gedanke tritt allgemein mehr oder weniger deutlich in dem märchen hervor (Aa 2, Ab 2–4, 6, Ad 3, 5, Ae 3, 4, Af 1, 2, Ah, Ai 3, Aj 2, 3, 5, 7, 8, 11, Al 1, 2, 4, Am 1, 3, 5, 8, 10, An, Ap 1 (?), 2–5, Aq 1–4, As 2 (?), Bb 2, 3, Cb 6, Db, Ga, H 1, 2 (?), Ha 1, 5, Hb 2, 3, Hc 3, He 2, Ia 1, 4, Ja 1, 2, La 1, Lb, Tb 1), und eigentlich ist er schon durch den umstand bedingt, dass dem helden des märchens mit dem schlosse sein junges weib geraubt wird. Die rückkehr des mädchens zu ihrem vater (Aa 1, Aj 10, Ak, Al 3, Am 2, 6, Dd 2, Fb, Ha 9, Hc 1 (zu ihrem bruder), 3, 5, Hd 1, Ka) ist eine umbildung späteren datums. Gelegentliche verdrehungen sehen wir u. a. in folgenden fassungen: die frau zaubert ihren mann, den sie los sein will, (mit oder ohne schloss) an einen ort, von dem er schwer entweichen kann (Ae 2, Dd 2, Hd 3), und der dieb bringt das schloss anderswohin oder zerstört es, die frau aber bleibt bei ihrem manne (Ad 4, Fd, Ha 2).

Das verschwin-
den des zauber-
schlosses und
der königs-
tochter.
Mit hilfe des zaubergegenstandes wird dem helden des märchens all das gute, das er bekommen, geraubt und er selbst damit wieder in seine frühere armut zurückgestossen. Am wichtigsten sind für ihn seine frau und sein schloss. Die frau gelangt durch zauberkraft an irgendeinen fernen ort, und das schloss begleitet sie entweder oder es verschwindet sonstwie. Die wegzauberung der frau wie die des schlosses kommen beide in der erzählung

Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)