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märchens in West-Europa ist nach unserer meinung keine derartige, dass sie eine solche erklärung notwendig machte. Das allgemeine vorkommen der zauberschrift in Europa setzt schon seinerseits voraus, dass ein zusammenhang zwischen den verschiedenen teilen Europas bestanden hat. Polívka selbst vermutet an einer anderen stelle[1], dass sich die zauberschrift in dem märchen bereits in Zentral-Asien entwickelt habe, wobei er die tatarische variante Cb 1 als beweis heranzieht. Wie wäre sie aber von dort nach West-Europa gelangt, wenn nicht durch vermittlung Russlands? Das märchen hat sich offenbar auch im osten verändert, nachdem es nach West-Europa hinübergewandert ist. So hat die form, in der die hervorbringung des goldes neben dem herrscherwerden spurlos verschwunden ist, wahrscheinlich erst später boden gewonnen, ebenso das goldspeien.

Die wanderung
des märchens
nach Finland.

Der östliche einfluss ist in den finnischen varianten handgreiflich. Die wanderung des märchens von osten her, aus Russland, beweist zunächst der umstand, dass sich nur im östlichen rayon des finnischen gebietes das verreistsein des empfängers des vogels und das verhältnis seiner frau mit dem nach dem vogel trachtenden erhalten haben. Beides begegnet zwar auch weiter westlich einigemal, aber nicht mehr mit bezugnahme auf den empfänger des vogels, sondern auf dessen käufer, also eine verderbte fassung. Dasselbe ergiebt sich daraus, dass in Finland für das herrscherwerden keine weitere als die russische bildung erscheint: das angehen einer kerze. Als einzige ausnahmen könnten wir die an Ae und Af 1 angefügte tötung des drachens betrachten, wie wir aber früher erklärt haben, sind diese varianten wahrscheinlich durch die Grimmsche sammlung hervorgerufen. Das angehen der kerze hat sich in dem märchen offenbar schon bei dessen aukunft in Finland vorgefunden. Auch solche besonders in Russland bekannten züge wie der wasservogel als zaubervogel und die tötung von hunden anstelle der jungen haben von hier auf das ostfinnische gebiet übergegriffen. Andere, wie das goldspeien und die in ein
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Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/217&oldid=- (Version vom 31.7.2018)