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Die älteren buchvarianten und ihr verhältnis zu dem volkstümlichen märchen.

Von dem zaubervogelmärchen kennen wir drei ältere literarische varianten.

Die literari-
schen varianten.

Tûti-Nâmeh (Rosen, II, s. 291). Ein bettelnder einsiedler kauft einem mann einen schönen vogel ab. Am abend fällt unter dem flügel des vogels ein smaragd hervor, und als der vogel jeden tag fliegen gelassen wird, kehrt er abends jedesmal mit einem kostbaren stein zurück. Der mann wird durch den verkauf der steine reich. Als er sich einmal auf dem weg nach Mekka befindet, verliebt sich seine frau in einen jungen geldwechsler. Der geldwechsler erfährt von seinem freund, einem alten mann, dass der vogel ein zaubervogel sei, der lebendig grosse vorteile bringe, und dass man, wenn man seinen kopf esse, könig oder wesir werde. Er bittet darum, dass ihm der vogel zum essen gebraten werde. Die frau erklärt sich bereit, bevor aber der braten auf den tisch kommt, giebt sie ihrem sohne Ferid den kopf des vogels, dessen wert sie nicht kennt. Als der geldwechsler dies hört, verlässt er erzürnt das haus. Auf den rat seines freundes verspricht er aber doch wieder zu der frau zu kommen, wenn ihm der kopf des jungen zubereitet werde. Als die wärterin des knaben hiervon kunde erhält, entweicht sie mit ihm in ein anderes königreich. Der geldwechsler verlässt die frau und stirbt aus sehnsucht nach dem vogelkopfe. Ferid wächst zum schönen jüngling heran. Er erschlägt einen giftigen drachen und bekommt als lohn eine königstochter, in die er sich verliebt hatte. Als schwiegersohn des königs wird er auch tronerbe.
Kandschur (Mélanges Asiat., VII, Indische erzählungen, I, s. 674). Der königssohn Annapâna wächst kräftig heran. In dem könig erwacht abneigung gegen die mutter, weshalb er eine andere frau nimmt unter der bedingung, dass, wenn ein sohn geboren wird, derselbe herrscher werden soll. Der könig geht widerwillig auf die bedingung ein. Wirklich wird ihm ein sohn geboren. Annapâna von hause weg nach Pantschâla. Der könig des landes giebt ihm seine tochter zur gattin. Ein sohn, Bahvannapâna, wird ihnen geboren. Als Annapâna in krankheit verfällt und derselben erliegt, giebt der könig seine tochter nebst ihrem sohn dem Purohita. Einmal kräht ein hahn. Ein brahmane erklärt: wer von dem fleisch des hahnes isst, wird könig. Nachdem
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Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/208&oldid=- (Version vom 31.7.2018)