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kristallbrücke (Ha 5) oder am palast vorüber (Ia) geht. In einigen indischen varianten verrichtet die wahl ein elefant (Ja 1, 4, Tb 2)[1]. Mitunter (Ae, Af 1, Dd 1, 6, Ha 4, He 4, Ja 1, 5) hat sich dem märchen die erzählung von dem drachentöter zugesellt. Der junge erschlägt den drachen und bekommt die königstochter zur gemahlin. In einigen dieser varianten findet sich neben der tötung des drachen eine der obenerwähnten wahlarten.

Polívka hält die erklärung, wie der junge herrscher wird, für späteres beiwerk in dem märchen[2]. Wegen der wechselnden form des zuges ist es auch schwer auszumachen, auf welche weise das herrscherwerden ursprünglich vor sich gegangen ist. Es erscheint uns jedoch sehr wohl möglich, dass auch in der urform des märchens von der realisierung der zauberkraft in dem verzehrer des kopfes des näheren die rede gewesen ist. Warum könnte der verfasser des märchens nicht ebenso gut lust verspürt haben die sache genauer zu erklären wie die späteren wiedererzähler?

Das abenteuer
des goldschlä-
fers.
Das abenteuer des goldschläfers (oder -speiers) hat in seinen allgemeinen zügen folgende form: Der goldschläfer wird betrogen, bestraft aber den betrüger.

Es sind darin folgende züge zu beachten: der betrüger, der betrug und die art der bestrafung.

Als betrüger erscheint überall ein mädchen, manchmal eine königs- (zaren-) tochter oder -gattin (Ab 2, Ad 1, 2, Ai 2, Aj 1, 3, Am 2, Ap 3–5, 7, 8, Ec, H 1, Ha 6, Hb, Hc 2 (?), 3, 6, Hd 2, He 6, Ia, Jg, La, Lb 2). Oft hat sie als helfershelferin (begleiterin) irgendeine andere person, fast immer ein altes weib (eine zauberin u. s. w.) (Ab 1, 2, Ac 2, Ad 1, 2, Af 2, Aj 1, Am 2, Ap 3, 7, 8, Dd 3, 5, Ec, Fa, Fc, Fd 1, Ha 1, Hd 1, 2, 5, 7, He 3, Lb 2).

Das verbrechen des mädchens besteht darin, dass es dem jungen die fähigkeit gold hervorzubringen nimmt (Ab 2, 3, Ac 1, 2, Ad 1, 2, Af 2, Aj 1, Am 2, Ap 1, 3–5, 7, 8, Dd 3–5, Ec, Fa, Fc, Fd 1, 2, 5, Fe 1, Gb 2 (?), H 1, Ha 1, 2, Hb, Hc 5, 6, Hd 1,
  1. Auch in Ja 5 spielt ein elefant eine rolle bei der wahl.
  2. Národ. Sb., VI., s. 140.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/202&oldid=- (Version vom 31.7.2018)