Das märchen ist also in Skandinavien mindestens nicht gewöhnlich. In anbetracht dessen aber, dass es so allgemein in verschiedenen teilen von Europa vorkommt, müssen wir es für wahrscheinlich ansehen, dass es auch in Skandinavien bekannt ist. Es erscheint natürlich, dass die finnen das märchen von Skandinavien bekommen haben, zunächst von Schweden, zu dem unser land jahrhundertelang in nahen beziehungen gestanden hat.
Die einwanderung des märchens nach Finland vermögen wir mit hilfe unseres materials nicht genauer zu bestimmen. Einige züge erscheinen reiner in den westlichen als in den östlichen teilen des finnischen gebietes. Die allmählich erfolgende heilung und die „äpfel“, die im westen sehr gewöhnlich sind, kommen weiter östlich selten vor, stellenweise sind sie ganz unbekannt. Die erstere ist im Eigentlichen Finland (Aa 1, 3), in Satakunta (Ab 1–4*, 6), Nyland (Ac 1*, auch Da 2), Süd- und Mittel-Tavastland (Ad 2–4) und Süd-Österbotten (Ak 1–3) vorherrschend; östlicher erscheint sie dagegen nur je einmal in Savolax (Af 5), Ost-Österbotten (Am 3) und im gouvernement Archangel (Ap 2). Die „äpfel“ sind fast alleinherrschend im Eigentlichen Finland (Aa 1–3) und Satakunta (Ab 1–3, 6), aber ganz unbekannt in Ost-Karelien, Ost- und Nord-Österbotten und im gouvernement Archangel, wo die „beeren“ ihren platz eingenommen haben. In den zwischenliegenden gegenden: Tavastland, Süd-Savolax und -Österbotten und Nord-Karelien haben sich die „äpfel“ und die „beeren“ nebeneinander verbreitet.
Zwischen Russland und Finland hat auch bezüglich dieses märchens ein enger zusammenhang bestanden. Das märchen bietet in Russland nichts bemerkenswerteres, was nicht auch bei uns bekannt wäre. Besonders seien die beiden ländern gemeinsamen sondermerkmale: das prügeln, das schönmachen sowie die „beeren“ hervorgehoben.
Die prügelepisode ist sowohl in Finland als in Russland auf dem ganzen gebiet des märchens zu finden. Sie hat ziemlich allgemein (fast in allen russischen varianten: Ha 1, 3*, 4, 7, Hb 2, Hc 1* und in einer grossen anzahl finnischer: Ad 2, Ae 2, Af 1–3, Ai 4, 7, 8, Aj 2*, Ap 1, 4, Aq 1 (?), 2) folgende stellung in der erzählung:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/159&oldid=- (Version vom 31.7.2018)