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dort. Jonathas geht über ein scharfes wasser: das fleisch löst sich von den füssen. Er isst vor hunger früchte von einem baume: wird aussätzig. Als er ein zweites wasser überschreitet, wird das fleisch wieder heil. Er isst früchte von einem anderen baume: der aussatz verschwindet. In einer stadt heilt er den könig mit den mitgenommenen früchten und dem wasser vom aussatz und erhält eine reiche belohnung. In seine vaterstadt zurückgekehrt kommt er in den ruf eines grossen arztes. Macht sich auf, um die schwer erkrankte schönheit zu heilen. Der arzt verlangt, sie solle alle vergehen bekennen. Das mädchen giebt ihm die gegenstände zurück. Jonathas macht sie schliesslich mit den ersten früchten und dem ersten wasser aussätzig, und so stirbt sie.

Die variante
Bignons.
Wir kennen noch eine dritte ältere literarische variante unseres märchens. Dieselbe findet sich in den „Abenteuern Abdallahs, des sohnes Hanifs“, die Bignon unter dem pseudonym Sandisson 1712–14 in französischer sprache veröffentlichte und die etwas später auch auf englisch (1729) und deutsch (1731) erschienen. Das werk ist angeblich nach einer aus Batavia übersandten handschrift aus dem arabischen übersetzt[1], und das märchen erscheint darin in folgender form[2]:

Drei brüder finden in einer höhle, die sie auf geheiss ihres sterbenden vaters aufsuchen, drei wunschdinge. Hiarcan nimmt den gürtel, der ihn bringt, wohin er sich wünscht, Xamon das horn, das ein heer herbeizaubert, und Tangut den unentleerbaren geldbeutel. Tangut verliert nacheinander alle gegenstände an die listige königstochter. Er findet zwei feigenbäume, deren früchte die nasen verlängern und verkürzen u. s. w.

Das verhältnis
der buchvari-
anten zu dem
volkstümlichen
märchen.
Wir betrachten jetzt das verhältnis der buchvarianten zu dem volkstümlichen märchen.

Was zunächst das volksbuch von Fortunatus betrifft, dessen zweiter teil unserem märchen entspricht, so erkennen wir auf den ersten blick, dass das gerüst der literarischen erzählung und das mündlich überlieferte märchen einander sehr nahe stehen. Am auffallendsten weichen sie nur in der zahl der brüder und der zaubergegenstände


  1. Köhler, s. 587, 588 und Cosquin, I, s. 127, 128.
  2. Köhler, s. 588.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/150&oldid=- (Version vom 31.7.2018)