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teil ab (jüng. schwed. ausg.: die ohren werden kürzer). „Für die fortsetzung der heilung ist mehr geld nötig“. Agrippina will geld aus dem säckel geben, Andalos aber setzt sich im selbigen augenblick den unter dem bett entdeckten zauberhut auf den kopf und entrückt das mädchen mit dem säckel in einen finsteren wald, wo er sie in einem nonnenkloster zurücklässt, wonach er Ampedo den zauberhut überbringt. Nach einiger zeit schafft er Agrippina wieder nachhause, und der könig von Cypern heiratet sie. Zwei grafen nehmen Andalos gefangen und rauben seinen säckel. Ampedo verbrennt den hut aus furcht, er möchte um dessentwillen ebenso unglücklich werden, wie sein bruder durch den säckel. Schliesslich wird Andalos umgebracht, und zugleich verliert der säckel seine zauberkraft.

Die variante
der Gesta Ro-
manorum.
Über die entstehungszeit der Gesta Romanorum sind verschiedene ansichten ausgesprochen worden. Nach den einen forschern wären sie in der ersten hälfte des 14. jahrhunderts[1] verfasst worden, nach anderen schon früher, im 13. jahrhundert[2], obwohl sie ihre endgiltige form erst im 15. jahrhundert erhalten hätten[3]. Wir sind mit den Gesta Romanorum durch die von Oesterley herausgegebene lateinische edition bekannt geworden, die das märchen in der folgenden gestalt bietet[4]:

Der könig Darius hinterlässt seinem ältesten sohne alles, was er selbst geerbt hatte, dem mittleren alles, was er in seinem leben hinzuerworben, und dem jüngsten, Jonathas, drei zaubergegenstände, nämlich einen goldenen ring: wenn derselbe am finger steckt, wird man von allen derart geliebt, dass man von ihnen erhält, worum man bittet, eine halskette (monile): wer sie am halse hat, bekommt, was er haben will, und ein tuch: wenn man sich darauf stellt, ist man gleich, wohin man sich wünscht. Die mutter verwahrt die gegenstände, überlässt aber einmal Jonathas den ring. Eine schöne, der er auf der strasse begegnet, lockt ihm den ring ab. Ebenso ergeht es ihm mit der halskette. Die mutter giebt ihm das zaubertuch, und Jonathas entführt das mädchen damit ans ende der welt. Das mädchen kehrt selber auf dieselbe weise zurück, lässt aber den jungen betrügerischerweise

  1. Oesterley, Gest Rom., vorr., s. 256; Dunlop, s. 199.
  2. Hirsch, I, s. 366 (siehe auch Ahlström, s. 48).
  3. Ahlström, s. 48.
  4. Oesterley, Gest. Rom., cap. 120, s. 466.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Vergleichende Märchenforschungen. Société Finno-ougrienne, Helsingfors 1908, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aarne_Vergleichende_M%C3%A4rchenforschungen.djvu/149&oldid=- (Version vom 31.7.2018)