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Herren und die Stadt Köln „sich sterken“, d. h. noch neue Soldaten werben und verlangten dasselbe von den Aachnern; sollten diese sich dessen weigern, so würden sie auf dem Weg Rechtens sie dazu nöthigen „so willen siit (sie es) uns myt den reicht ainwenen.“ Die Aachener Geschworenen scheinen die Gefahr nicht sonderlich gefürchtet zu haben und suchen deshalb Ausflüchte: ihre Stadt und ihre Freunde seien zu weit entfernt und wenn sie neue Mannschaft kommen ließen, könnte die leicht unterwegs eine Niederlage erleiden. Zuletzt nehmen sie zu einer List ihre Zuflucht. Um den andern genug zu thun und zugleich Kosten zu sparen, möchten die Bürgermeister ihnen nämlich zehn oder zwölf Geleien zuschicken, angeblich um sich das Heer anzusehen, sie würden ihnen dann an dem Tage auch 10 oder 12 Geleien entgegenschicken, damit es scheine, ihr Haufen sei größer geworden, bis das Gerücht vorüber wäre, „up dat hies, dat wir gesterckt weren ind unse hoyff demere weyer eynen dach off zweyn, bis dit geruyt oever weir.“ – Ferner theilen sie mit, der Herzog von Geldern sei zwei Nächte zu Bruch gewesen und hätte gerne wegen des Schlosses unterhandelt; natürlich, da Dick ein Geldern’sches Lehn war, konnte ihm die Erhaltung der Burg nicht gleichgültig sein; die Herren wollten aber von Unterhandlung nichts wissen, es werde denn das Schloß zum Abbruch in ihre Hand gegeben. – Zuletzt bitten die Geschworenen um Pulver und Geld „um kruyt zer bussen (Donnerkraut) ind geld, des wir nyet intberen in kunnen“, um Nachricht über den Herzog von Brabant und den Herrn von Schönforst und schließen mit den naiven Worten: „Got sy myt uch, ind sent uns siegelwais“, Gott sei mit Euch und schickt uns Siegelwachs. (S. Beilage Nr. VI.)


Belagerung der Burg Reiferscheid.

Weit interessanter und belehrender für die damalige Bewaffnung und Kriegsführung ist die Rechnung über die Ausfahrt zur Belagerung des Schlosses Reiferscheid im Jahre 1385 unter der Bürgermeisterschaft der Herren Johann van Punt und Heinrich van der Linden; glücklicherweise besitzen wir aus demselben Jahre die vollständige, nach Monaten eingetheilte Stadtrechnung, nebst einigen Briefen der Geschworenen aus dem Lager, die alle sich gegenseitig erläutern und ergänzen.

Lange Jahre schon hatten die Ritter von Reiferscheid Raub und Gewalt verübt. Glaubten sie sich von irgend einem Machthaber