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der Ritter Gerard nicht schon bei der Grundsteinlegung seinen Beinamen Chorus erhalten können, jedenfalls würde man ihm den sonderbaren Ehrentitel doch erst nach vollendetem Bau gegeben haben. In demselben Jahre beziehen Mechtilde Chorus und ihre Schwester Katharina städtische Leibrenten, und bei einem Heinr. Chorus wird Wein für die Kaiserin Margaretha gekauft; 1344 finden wir einen Johann Chorus bei einer städtischen Gesandtschaft, 1346 sehen wir denselben eine Erbrente beziehen und mit Ger. Chorus als Gesandter zum Kaiser nach Frankfurt reisen; 1349 erscheint Joh. Chorus schon als Bürgermeister, kann also schwerlich ein Sohn des Ger. Chorus gewesen sein, von dem überhaupt sich nicht nachweisen läßt, daß er Kinder gehabt habe. Es müßte also schon vor dem eigentlichen Beginn des Münster-Chorbaues die ganze Familie des Ritters Gerard mit dem Beinamen Chorus beehrt worden sein, – eine lächerliche Annahme. Wenn Chorus an dem Bau des Chors durch seine „Direktion und Anweisung“ sich wirklich in dem überlieferten Maße betheiligte, was bei dem damaligen Reichthum und Ansehen des Münsterstiftes kaum glaublich ist, warum wird denn davon in der ihm an der Wolfsthüre in der Vorhalle gesetzten Grabschrift mit keiner Silbe Erwähnung gethan. Diese lautet:


Gerardus Chorus miles virtute sonorus,
Magnanimus multum scelus hic non liquit inultum.
In populo magnus, in clero mitis ut agnus.
Urbem dilexit & gentem splendide rexit.
Quem Deus a poena liberet barathrique gehenna.


Gerhard, Chorus genannt, war Ritter von tapferm Stand gar.
Was ward irgend verbrochen, das ließ er nicht ungerochen.
Unterm Volk eine Stammeich, war er der Geistlichkeit Lamm gleich.
Lag ihm die Stadt am Herzen, so ließ mit dem Amt er nicht scherzen
Wolle Gott ihn vom Bösen und Schlund der Hölle erlösen.

In dieser Inschrift werden alle Tugenden des großen Mannes gerühmt, seine ritterliche Tapferkeit, seine Gerechtigkeit, seine hervorragende Größe im Volke, seine Milde gegen den Clerus, seine Liebe zur Stadt und sein glänzendes Regierungstalent; seiner Bauthätigkeit, seines Baugenies wird mit keinem Worte gedacht. Wie wäre das möglich gewesen, wenn das Stift ihm den Chorbau verdankte.

Daß Chorus kein Schellart war hat Quix l. c. gründlich nachgewiesen. Dafür sprechen ebenfalls unsere Rechnungen. 1349 werden[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: wer-
Empfohlene Zitierweise:
Josef Laurent: Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert. Aachen: P. Kaatzer’s Verlag, 1866, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aachener_Stadtrechnungen_aus_dem_XIV._Jahrhundert.djvu/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)