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Die Vertreter der Stadt, geistliche und weltliche Herren empfingen den König am Thor (Kölnthor) „gar schön und königlich“. Sie trugen ihm die Heiligtümer entgegen und geleiteten ihn in „unserer Frauen Kirche“ vor den Altar[1]. Hier kniete er nieder. Da wurde herbeigebracht das Haubt des Kaisers Karl und in der Kirche brannten überall Lichter, die von den Ratsfreunden getragen wurden. Es ist eine schöne Kirche mit einem herrlichen Chor; in letzterem befinden sich sechs Säulen, von denen jede einen grossen Engel von Messing trägt. Auch ein Pult ist in dem Chor von vortrefflichem Guss[2]. In der nächsten Nacht entstand durch die Schuld der Diener des Herzogs Ludwig ein Auflauf. Man musste sich wundern, dass niemand dabei zu Schaden kam[3] Sonntag den 17. Juni fand der Krönungsakt vor dem Altar der Münsterkirche statt. Er begann zwischen sieben und acht Uhr vormittags. Die geistlichen Kurfürsten begaben sich vor den weltlichen in die Kirche. Als der König diese betrat, gingen ihm die Erzbischöfe von Mainz und Trier und hinter diesen der von Köln entgegen, um ihn zu empfangen. Während ein Psalm gesungen wurde, lag der König auf dem Antlitz vor dem Altar, angethan mit einem schwarzen Gewande. Während des Hochamts, das der Erzbischof von Köln celebrierte, legte man ihm das Kleid des Kaisers Karl


    Jakob I. von Sirk, und hinter dem König viele andere Bischöfe und Herren, „wol mit tawsend pfärden“. – Vgl. die Angaben über den glanzvollen Einzug Karls V. bei Robert Roesler, Die Kaiserwahl Karls V., S. 229 f. Roesler verwechselt die Büste Karls des Grossen mit der Riesenfigur. (R. Pick, Aachener Sitten und Bräuche in älterer Zeit in Rhein. Geschichtsbl., 2. Jahrg., S. 309 Das Umtragen der Riesenfigur Karls des Grossen.)

  1. Diese kirchlichen Empfangsfeierlichkeiten deutet das von Hansen herausgegebene Kölner Ceremoniell an (ZAG Bd. IX, S. 212). Die darauf bezügliche Stelle lautet in der Übersetzung: „Sobald der römische König die Thore der Stadt Aachen erreicht hat, zieht der Herzog von Sachsen oder der Ritter, welcher das Schwert vorträgt, dieses aus der Scheide und schreitet vor ihm her bis an den Thüren der Kirche. Dort wird der König vom Klerus empfangen und in das Chor geführt. Beim Eintritt in die Kirche stösst der Träger des Schwertes dieses in die Scheide. Aus der Kirche begiebt sich der König in seine Herberge.“ Als Herberge diente den Königen bis zum Ende des 13. Jahrhunderts die ihnen gehörige Pfalz. Diese verfiel in der genannten Zeit und wurde unbenutzbar. Albrecht I. wohnte bereits in der Propstei; dasselbe dürfen wir wohl auch von den meisten nach ihm in Aachen gekrönten Königen annehmen; von Siegmund und Karl V. steht es fest. Die Propstei nahm die Stelle der heutigen Kanonikatshäuser auf dem Klosterplatz (Jakobstrasse) ein. (Siehe R. Pick, Aus Aachens Vergangenheit S. 370.) In dem auf der Stätte der verfallenen Pfalz (aula) etwa in den Jahren 1334 bis 1350 erbauten Rathause hatten die Könige ein Zimmer, das sie vor dem Festmahl zum Umkleiden benutzten (Pick a. a. O. S. 295).
  2. Vgl. Ouix, Münsterkirche S. 17 ff.
  3. Vgl. Eberhard Windeck, Historia imp. Sigismundi (bei Mencken, SS. rerum Germanicarum Bd. I, Sp. 1285 f.) Auf seinem Bericht beruht die Darstellung bei Haagen, Geschichte Achens Bd. II, S. 48 ff. Ferner finden wir Angaben über den Aufruhr in dem Bericht des Vertreters der Stadt Frankfurt, Walter von Schwarzenberg, über die Anwesenheit des (zu krönenden) Königs in Aachen und über dessen Rückkehr nach Frankfurt. (Vgl. J. Janssen a. a. O. Bd. II, S. 47)
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.5.2024)