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Von Düren bis Aachen umwogte den König eine so grosse Menge Volks, dass man sie nicht zählen konnte. Fünf Tage und fünf Nächte wurden die Strassen nicht leer von Reitern und Fussgängern. Auch die Schar der eigentlichen Begleiter des Königs, der Kurfürsten, Bischöfe, Äbte und anderen Prälaten, der Herzöge, Grafen, Freiherren, Ritter und Knechte, der Vertreter der Städte, hatte sich auf der letzten Wegstrecke noch immer vermehrt, so dass es ein überaus stattlicher und farbenprächtiger Zug gewesen sein muss, dem sich die Thore der alten Krönungsstadt am 15. Juni des Jahres 1442 öffneten[1]. Es vollzog sich in ihren Mauern wieder einmal ein Akt von grosser reichsgeschichtlicher und tiefer symbolischer Bedeutung[2], den Jedermann mit gespanntem Interesse verfolgte und gleichsam wie ein allgemeines Reichsfest feierte[3].


    hier die Witterungsverhältnisse, Windrichtung, Seegang u. s. w. einen für uns nicht mehr nachweisbaren Einfluss auf die Fahrgeschwindigkeit aus. So legte Kaiser Friedrich II. an den Küsten Italiens durchschnittlich nur 35–43 km zurück, während auf seinem Kreuzzuge der mittlere Durchschnitt 79 Kilometer beträgt. Bei Papst Alexander III. beträgt der Durchschnitt für längere Strecken 40–50 km. Das Reisebuch des Abtes Nikolaus von Tingayrar, der 1151–1154 eine Wallfahrt von Island nach dem heiligen Lande unternahm, ergiebt 145–150 km täglich für die Fahrt auf hoher See, 190 km für die Fahrt um Island und von Island nach Norwegen. Grössere Stetigkeit zeigen die Flussfahrten. Papst Innocenz IV. brauchte im November 1244 für eine Strecke von 100 km rhoneaufwärts bis Lyon drei Tage und der Abt Bernhard von Clairvaux im Dezember 1146 für Zurücklegung der Fahrt von Strassburg bis Speier (103 km) die nämliche Zeit. Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit reiste Friedrich Barbarossa, als er sich nach seiner Wahl von Frankfurt nach Aachen zur Krönung begab. Am 6. März 1152 von Frankfurt aufbrechend, reiste er zu Schiff main-rheinabwärts bis Sinzig (135 km) und ritt von da nach Aachen (90 km), wo er am 8. ankam; er kann also kaum mehr als 1½ Tage für die Flussfahrt von Frankfurt nach Sinzig gebraucht haben. – Eine hervorragende Reiterleistung, die den heutigen Distanzritten gleichwertig ist, finden wir m einem Briefe in aus dem Ende des 17. Jahrhunderts verzeichnet. Joannes Reckum schreibt von Frankfurt aus am 28. Juni 1678 an „Leonard Dautzenberg, capitaine d’infanterie du regiment de la ville d’Aix-la-Chapelle à Cologne, in der Brewergaffel“, dass er „die Reise von Cöllen bis Mayntz reitend in 2 tag hab verrichten müssen“. Der Ritt hatte ihn allerdings derartig angegriffen, dass man ihn vom Pferd heben musste, weil ihm „händt und fues ubermäßig geschwollen“. (Kriegsakten im Aachener Stadtarchiv.)

  1. Vgl. das unter Nr. I im Anhang abgedruckte Verzeichnis der bei der Anwesenheit Friedrichs in Frankfurt vor seiner Reise nach Aachen zur Krönung zugegen gewesenen Fürsten, Bischöfe, Botschafter, Grafen, Herren und Städteboten etc., das eine Vorstellung von der Menge der Notabilitäten giebt, die der König um sich versammelte. Es ist nicht nur für die Frankfurter, sondern auch für die Aachener Ortsgeschichte von Wert, da die Mehrzahl dieser Standespersonen an dem Krönungsakt teilnahm. Wir geben es mit einigen Abweichungen von dem Abdruck bei J. Janssen (a. a. O. Bd. II, S. 42) wieder und mit Feststellung der Namen, soweit sich diese ermöglichen liess.
  2. Über „den wichtigsten staatsrechtlichen Akt“ vgl. Köpke-Dümmler, Kaiser Otto der Grosse S. 27.
  3. Die Regierung der Reichsstadt Aachen hatte sich bei Zeiten über den Thronwechsel und die aus ihm sich ergebenden Vorgänge unterrichtet, und zwar durch Korrespondenz mit Frankfurt. Am 27. Oktober 1439 war König Albrecht II. gestorben und am 17. November desselben Jahres bat Aachen Frankfurt um Nachricht von den Verhandlungen des Frankfurter Tages, der noch zu Lebzeiten Albrechts zusammenberufen
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/7&oldid=- (Version vom 30.4.2024)