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Erst am 6. Juni verliess Friedrich die Stadt mit einem grossen Gefolge von Kurfürsten, Kardinälen, Bischöfen, Grafen, Freiherren, Rittern und Knechten auf Schiffen, von deren Masten des Reiches Banner und Oesterreichs Adler im Winde wehten[1]. Als der König am selben Tage in Mainz an Land stieg, empfing ihn der Herzog Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein. Auf dem Wege zum Dom umgab ihn eine grosse Volksmenge. Er herbergte bei dem Bürgermeister in einem schönen Hause, „nach lust erpawt“. Er ass in einer schönen Stube, in der eine gläserne Kette hing, und bei dem Hause war ein Garten mit einem Brunnen und einem Lusthaus, das die Bewunderung des steirischen Ritters erregte. Der König besuchte das Frauenkloster zu Aldenmünster (vetus cella oder vetus monasterium), um dessen berühmte Heiligtümer zu verehren.

Am 9. Juni verliess man Mainz und fuhr rheinabwärts. In der Eltviller Au stieg der König an Land und nahm im Grase sitzend ein Mahl ein. Von seinem Gefolge veranstalteten die Herzöge, Grafen und Freiherren während der Rast eine muntere Jagd auf Kaninchen, die es dort in grosser Menge gab. In dem dem Pfalzgrafen bei Rhein gehörigen Städtchen Bacharach wurde übernachtet. Am 10. Juni gelangte man nach Koblenz, einer Stadt des Kurfürsten von Trier. Die Stadt illuminierte


    die uns im Original vorgelegen haben. (Vgl. J. Janssen, Frankfurts Reichskorrespondenz Bd. II, S. 45.) Die Feier des Frohnleichnamsfestes war aus Anlass der Anwesenheit des Königs von solcher Schönheit und Herrlichkeit, „des gliche zu Frankenfurt nye gehord oder gesehen als uff dasmale in mentschen gedechtnis was“. Das hl. Sakrament trug der Erzbischof von Köln, angethan mit kostbaren Ornamenten, die der Erzbischof von Mainz ihm zur Verfügung gestellt hatte. Seine unmittelbare Umgebung bildeten während der Prozession die Grafen Hans von Wertheim und Reinhard von Hanau, seine Weihbischöfe und zwei Prälaten. Der Kämmerer von Mainz, ein Kanonikus, trug vor ihm das Kreuz, sein Vikar, Johann de Lesura, den Bischofsstab. Vier Grafen trugen den Baldachin. Hinter der anderen Geistlichkeit gingen zunächst vor dem Sakrament die Sänger des Königs, „die gar hoffelichen gesang sungen“. Hinter den Heiligtümern, die der König hatte nach Frankfurt bringen lassen und die von den Sängern getragen wurden, folgte dieser selbst, in einer Kleidung und einem Schmucke, deren Wert man auf 25 000 Gulden schätzte. Vor ihm schritten der Herzog von Sachsen mit dem Schwerte, zu beiden Seiten die Erzbischöfe von Köln und Trier und hinter ihm die Bischöfe von Regensburg, Augsburg, Chiemsee, von Gurk und viele andere Bischöfe, Prälaten, Äbte und sonstige Scharen. Der Zug glänzte im Farbenspiel seidener Gewänder und kostbaren Schmuckes. Zehn Mitglieder des Rats von Frankfurt, umgaben mit ihren Richtern, Dienern und Spähern, die Stangen trugen, das Allerheiligste und den König, um dem Andrange des Volke zu wehren. Es verlief aber alles „so erberelich und ordenlich, das iß groß zu loben und czu prisen was“. Auch die geistlichen Orden beteiligten sich mit ihren Heiligtümern gegen ihre sonstige Gewohnheit an der Prozession, desgleichen die Zünfte.

  1. Die Schiffe stellten die Erzbischöfe von Mainz und Trier. Eine Aufzeichnung im Frankfurter Stadtarchiv: „Königliche abreiß zur crönung“ schildert sie als gross und herrlich. Der König benutzte das geräumige Marktschiff, das wohl Eigentum der Stadt war. Auch sogenannte Küchenschiffe gehörten zur Flotille, die aus etwa einem Dutzend Fahrzeuge bestand. Unter den fröhlichen Weisen der Spielleute, die sich an Bord befanden, stiess man vom Lande. Die Pferde wurden auf dem Landwege über Limburg nach Bonn geschafft. (Vgl. J. Janssen a. a. O. Bd. II, S. 48.)
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Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/5&oldid=- (Version vom 30.4.2024)