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herrn gnad gar wirdigklich emphangen mit dem hailtum.“ Der erste Weg führte den König fast in jeder Stadt zum Gotteshause. Als er die St. Sebalduskirche in Nürnberg betrat, verbrannten die Priester ein Bündel Werg vor seinen Augen und warnten ihn mit den Worten des Psalmisten vor Hochmut und Überschätzung weltlicher Ehre, die so schnell vergänglich sei wie das Werg leicht verbrenne[1].

Am 22. Mai verliess der König mit seinem jetzt schon sehr stattlichen Gefolge Nürnberg und erreichte am 23. Würzburg im Frankenland. „Daz ist ein guttland“, schreibt der steirische Ritter, „aber wilder tuemherren hab ich auf diser reis nie gesehen, als ich auf dem tuem hab gesehen.“ Diese Bemerkung bezieht sich nach Seemüllers Ansicht auf die im Würzburger Kapitel herrschenden üblen Zustände, mit denen der König sich später noch beschäftigen sollte. Weiter gings am 24. Mai über Wertheim an der Tauber nach Aschaffenburg, einer Stadt des Bischofs von Mainz. In dessen mit Meisterstücken der Webekunst gezierten „Hause“ übernachtete der König mit seinen Dienern nach reichlicher Bewirtung. Sonntag den 27. Mai ritt man nach Frankfurt. In der Begleitung dreier Kurfürsten, des Herzogs von Sachsen und der Erzbischöfe von Trier und Mainz, zog der König in dessen Thore ein. Feierlich und würdig wurde er von den Frankfurtern empfangen und nach dem Münster geführt. Hier hatte man geharnischte Männer aufgestellt, damit der König nicht durch das Gedränge belästigt würde. Am Arme zweier Kurfürsten betrat er den Dom. Mit Gewalt hoben sie ihn im Chor auf den Altar. [?] Der Bischof von Mainz stand auf seiner rechten, der von Trier auf seiner linken Seite und der Bischof von Augsburg zwischen beiden. Auch der Herzog von Sachsen stand dabei. Die machtvollen Klänge des Te Deum laudamus und Veni sancte spiritus durchbrausten bei der kirchlichen Feier den Dom. Am Schluss derselben schenkte der König dem Messner nach alter Sitte das von ihm im Münster getragene Gewand, einen Rock von braunem Sammet[2].


  1. Vgl. Deutsche Städte-Chroniken Bd. III, S. 363 f.: und als nu die colecten auß waß, nam derselb pfarrer (zu sant Sebolt) flaß und worck und zünde das an, ließ eß prynnen und sprach mit lauter stymme: „allerdurchleuchtigister kunigk! also zergeet die eer der werlt.“ Weil im christlich-germanischen Mittelalter die Religion den richtigen Maasstab für alle Werte lieferte, war ihm eine byzantinische Überschätzung der Majestät fremd. Ohne die Stützpunkte fester religiöser Überzeugungen kann weder bei Individuen noch bei Völkern eine wahrhafte und vor allem freie Wertschätzung der Autorität bestehen. Erst nachdem die Neuzeit die religiöse Grundlage der deutschen Volksseele erschüttert und verödet und an die Stelle der Ehrfurcht gegen Gott und göttliche Ordnung im Staatsleben die Menschenfurcht und den Egoismus gesetzt hatte, kam die blinde abgöttische Verehrung der Majestät empor, die im Absolutismus ihren Ausdruck und in der Revolution zum Teil ihr Ende fand.
  2. Die Feierlichkeiten während des elftägigen Aufenthalts in Frankfurt, besonders anlässlich des Frohnleichnamszuges am 31. Mai, schildert der Berichterstatter nicht. Weil sie für den Charakter der Krönungsfahrt bezeichnend sind, gehen wir auf sie hier etwas näher ein, und zwar an der Hand von Aufzeichnungen aus dem Frankfurter Stadtarchiv,
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Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/4&oldid=- (Version vom 30.4.2024)