Seite:AAV Krönungsfahrt Friedrich III 1442 Brüning.pdf/16

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

denen diesmal auch „Doctores“ genannt werden, zu Schiff und fuhr nach Bonn. Hier überreichte ihm und seinem Gefolge der Kölner Erzbischof eine bedeutende Schenkung und sorgte aufs beste für seiner Gäste Wohlbefinden. In Bonn übernachtete man. Ebenso in Andernach, in Boppard und in Bingen. Am 2. Juli erreichte der König Mainz und verweilte zwei Tage in der Stadt. Von dort aus besuchte er Wiesbaden, wo er von dem Herzog Johann von Nassau feierlich empfangen wurde. Am 7. Juli traf er in Frankfurt ein, wo sich abermals viele Fürsten und Herren zur Abhaltung eines Reichstages um ihn versammelten. Sonntag den 15. Juli verlieh der König den Erzbischöfen von Mainz und Trier ihre Lehen; drei Tage darauf dem Markgrafen Jakob von Niederbaden und dem Grafen Wilhelm von Henneberg. Diesem Akt wohnten die Vertreter von dreiundfünfzig Hauptstädten[WS 1] bei[1]. Wieder fanden ritterliche Spiele statt. Es ging dabei scharf zu, denn man ritt ohne Panzer gegen einander; den einzigen Schutz boten Helm und Schild.

Erst am 18. August verliess der König Frankfurt, um gen Mainz zu fahren. Als er unterwegs auf dem Schiff speiste, wartete ihm der Erzbischof von Köln dabei auf. In Mainz übernachtete man, und dann gings wieder im Sattel über Oppenheim nach der Reichsstadt Worms, wo, wie der steirische Ritter bemerkt, des „hurnein Seyfrid“ Grab ist. Auch an die Sage vom Rosengarten, in dem so mancher Recke geblutet, erinnert er. Am 21. August traf der König in der Reichsstadt Speier ein. Auch hier wurde er mit den Heiligtümern empfangen und unter einem Baldachin in die St. Peterskirche geleitet, wo die Priester ihn „nach ihrer Gerechtigkeit“ mit Gewalt emporhoben und auf einen Thron setzten. Der Verfasser des Itinerars gedenkt des ersten deutschen Königs aus dem habsburgischen Geschlecht, Rudolf von Habsburg, der zwischen dem Altar und dem Chor des Doms zu Speier ruht, und seines Sohnes Albrecht, der dem Mordstahl Johann Paricidas zum Opfer fiel und gleichfalls hier begraben liegt. Den Altar des Domes schmückt ein Bild Unserer Lieben Frau, an welches sich die Legende knüpft, dass es zu dem hl. Bernhard von Clairvaux gesprochen, als er als Pilger von Aachen[2] nach Speier gekommen und vor ihm kniete.

Von Speier begab sich der König nach dem Elsass. Er ritt über Weissenburg und Hagenau nach Strassburg, wo er am 24. August eintraf. Der Empfang war ausserordentlich feierlich; der erste Weg führte die glänzende Schar zum Dom. Mit Worten naiver, aber um so eindrucksvollerer Bewunderung preist der steirische Ritter, der doch auf seiner Fahrt die herrlichsten Gotteshäuser in deutschen Gauen gesehen, das Werk des Meisters Erwin von Steinbach, in dem die deutsche und französische Gothik zu einer ebenso harmonischen wie gebietenden Wirkung sich vereinigen


  1. Auch Aachen war dabei durch Deputierte vertreten. (Vgl. Anhang Nr. VIII.)
  2. Bernhard von Clairvaux predigte im Jahre 1147 den Kreuzzug in Aachen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Haupstädten
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/16&oldid=- (Version vom 2.5.2024)