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Am 21. Juni[1] verliess der König nach fünftägigem Aufenthalt Aachen und ritt gen Jülich, wo er als Gast des Herzogs von Berg übernachtete. Am folgenden Tage traf er in der Freistadt Köln ein. Auch hier empfing man ihn mit den Heiligtümern. In einer Herberge thaten zwei der weisesten


    musste umritten werden können. Darauf der Kaiserstuhl und die Sitze der Kurfürsten, alles mit schönen Teppichen und golddurchwirktem Stoff bedeckt, in der Nähe waren Ankleidezimmer für den Kaiser und die Kurfürsten. Zur bestimmten Stunde kam der Kaiser mit den Kurfürsten und grossem Gefolge angeritten, stieg bei seinem Ankleidezimmer ab (hier vor dem Rathaus) und legte den schweren goldenen Kaisermantel und die Krone an. Dann schritt er im Kaiserschmuck und der Krone mit grossem Zuge auf das Gerüst und setzte sich auf den Kaiserstuhl, weit sichtbar, sehr stattlich; zur rechten und zur linken Hand sassen die Kurfürsten, welche die Reichskleinodien im Zuge getragen hatten: Mainz das Evangelienbuch zum Schwur, Sachsen das Schwert, Brandenburg das Szepter, Rheinpfalz den Reichsapfel. Darauf ritt, bis dahin unsichtbar, der Rennhaufe des fürstlichen Vasallen heran, der das Lehn erhalten sollte. Es waren seine Vasallen und Reisigen, in seine Farben gekleidet, die Edelleute darunter in Sammt mit Federn, alle kleine Fähnlein in den Händen oder auf den Häuptern der Rosse; in der Mitte aber führte der Haufe die rote Rennfahne, die auch Reichsfahne oder Blutfahne genannt wurde. In gestrecktem Rosslauf umrannte die Schar das Gerüst mit dem Kaisersitz – die schnelle Gangart dabei war uralter Brauch der Deutschen, die auch beim Tournier so gegeneinander ritten, die Romanen nur im Trabe. – Nachdem der Kaiserstuhl zum ersten Mal „berannt“ war, ritten die Boten des Vasallen heran, Reichsfürsten von seiner Freundschaft, sie stiegen vor dem Gerüst ab, knieten auf den Stufen nieder, und knieend bat der Sprecher unter ihnen den Kaiser um die Erteilung der Lehne. Darauf stand Mainz auf, besprach sich mit dem Kaiser, dem laut zu reden gar nicht zugemutet wurde, und antwortete, dass der Kaiser bereit sei. Hatten die Boten wieder ihre Rosse bestiegen, so kam nach dem zweiten und dritten Rennen der Blutfahne der Reichsfürst selbst unter Trompeten- und Paukenschall mit seinem Gefolge und einem Reiterhaufen in allem Glanz, den er aufzubringen vermochte, angeritten, vor ihm alle Fahnen seiner Lehen, deren Bilder in den Wappenfeldern unserer alten Familien erhalten sind. Auch er ritt im Galopp an das Gerüst, stieg ab und kniete nieder. Dann legte Mainz das Evangelienbuch in den Schoss des Kaisers, der Kaiser fasste mit beiden Händen die oberen Ecken, der Lehnsfürst legte die Hand auf das Buch und schwor den Vasalleneid. Darauf ergriff der Kaiser das Schwert am Kreuzgriff und bot den Knopf dem Vasallen, dieser fasste daran und küsste den Knopf, war er aber ein geistlicher Fürst, so wurde ihm die Spitze des Szepters geboten. Darauf wurden die Fahnen gebracht, zuerst die Blutfahne, dann die Lehensfahnen, der Kaiser fasste mit der Hand an jede, und darunter ebenso der Vasall. Waren die Fahnen angefasst, so wurden sie von dem kaiserlichen Herold Germania unter das schauende Volk geworfen, die Leute rissen sich darum und trugen die Fetzen als Beute heim. Der Belehnte trat unter die Fürsten auf dem Gerüst. War allen Werbern ihr Lehen erteilt, dann kehrte der Kaiser im Zuge zu seinem Ankleidezimmer zurück, legte die Bürde des Kaiserschmucks ab, verabschiedete freundlich die Fürsten und ritt nach seiner Herberge. (Gustav Freytag, Gesammelte Werke Bd. XV, S. 526. – Über einen charakteristischen Vorgang bei der Belehnung im Jahre 1414 nach der Krönung König Siegmunds vergl. R. Pick a. a. O. S. 368).

  1. Die Kanzlei Friedrichs entwickelte in Aachen eine eifrige Thätigkeit Am 17. Juni liess der König Frankfurt seine erfolgte Krönung melden (Anhang Nr. VI). Vom 16. bis 21. Juni urkundet er in Aachen. Er bestellte u. a. am 16. Juni den Erzbischof von Köln, den Bischof von Lüttich, den Herzog von Jülich, die Edlen von Hoynsperg und die Stadt Aachen zu Defensoren des Kapitels der L. Frauenkirche zu Aachen gegen die Verletzer der Anordnungen König Friedrichs II. und König Karls IV. zur Sicherung der
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/14&oldid=- (Version vom 2.5.2024)