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königlichen Verlauf und das Hochamt wurde vollbracht. Darauf schlug der König manchen zum Ritter[1]. Sodann begab er sich in seiner königlichen Majestät mit den Kürfürsten zum Rathaus[2]. Hier wurde er zu Tisch geführt; desgleichen jeder Kurfürst. Viele Bischöfe und Prälaten,


    zu welchem man auf einer Wendeltreppe hinanstieg. Er (der Thron) war zwischen zwei marmornen Säulen von herrlicher Schönheit errichtet, von wo aus der König alle sehen und wo er selbst von allen gesehen werden konnte.“ Petrus à Beeck (Aquisgranum S. 159) sagt aus Anlass der Krönung Karls V. im Jahre 1520: „Der König steigt auf einigen Marmorstufen empor und wird von den Kurfürsten auf einen weiten Stuhl von demselben Marmor gesetzt, der vor dem Altar der heiligen Apostel Simon und Juda zwischen zwei Säulen auf erhöhtem Platze stand, wo er von allen gesehen werden und er selbst alle sehen konnte.“ Aus der Urkunde, durch die der Aachener Propst Wilhelm von Drachenfels im Jahre 1207 in der Marienkirche ein stets brennendes Wachslicht zu Ehren der Apostel Simon und Juda stiftet, scheint hervorzugehen, dass die Säulen vor dem Königsstuhl standen, dass es also vielleicht zwei Säulen des Oktogons gewesen sein können (Lacomblet, Urkundenbuch Bd. II, S. 12). Aber die Präposition „ante“ bedarf in dieser Urkunde bezüglich ihrer Bedeutung genauer Prüfung. Im mittelalterlichen und auch im klassischen Latein heisst „ante“ nicht unbedingt „vor“, sondern beispielsweise auch „nach vorn“, während bei der Präposition „inter“ eine andere Bedeutung als „zwischen“ ausgeschlossen ist. Die beiden Säulen standen nach unserer Meinung frei zu beiden Seiten des Königsstuhls. Im Anschluss daran möchten wir auch zur Erörterung einer anderen zum Königsstuhl in Beziehung stehenden Frage etwas beitragen. Sie betrifft den Platz des Simon- und Judaaltars. Dieser wurde im Jahre 1225 von dem Kardinal-Legaten Konrad geweiht „in honore ss. apostolorum Symonis et Jude ac b. Karuli regis“ (Lacomblet a. a. O. Bd. II, S. 12, Anm. 4). Eine Ansicht geht dahin, dass der Altar vor dem Königsstuhl hinter dem Gitter des Hochmünsters auf der 70 cm breiten Auskragung gestanden habe. Dieser Platz scheint uns für einen Altar etwas schmal und auch ungewöhnlich zu sein. Ausserdem war das Messelesen an ihm erschwert, da dem Priester nur das Thürchen des Gitters, das nach dessen Öffnung den Altar rechts und links zum Teil deckte, Zutritt zum Altare liess. Wir glauben, dass dieser vor dem Gitter gestanden hat. In den Aufzeichnungen des Syndicus Fell zu einer Ausgabe des Noppius von 1632 heisst es: „Der Simonis- und Judaaltar stunde vor den Konigenstuhl uber das Gegitter“ Diese Stelle ist etwas unklar. Ihr Verständnis erleichtert der Satz bei Quix, Historische Beschreibung der Münsterkirche S. 35: „Dieser Altar war unter der ehemaligen Orgel vor dem sogenannten Königs-Stuhl.“ Die Orgel konnte sich aber in keinem Falle über das Gitter hinaus erstrecken.

  1. Nach Erteilung des Ritterschlages „nahten sich zwei Vertreter des Aachener Kapitels und zeigten dem Gekrönten an, jeder deutsche König pflege gleich nach seiner Weihe zu ihrem Mitkanonikus aufgenommen zu werden und einen althergebrachten Eid zu leisten; auch er möge sich dem uralten Gebrauch fügen, den Eid leisten, dadurch die Kirche zu Aachen in seinen Schutz nehmen und sie bei ihren Gerechtsamen erhalten“ (St. Beissel a. a. O. S. 22), Die Sitte, dass der König ein Kanonikat in Aachen annahm, „dürfte — nach Beissel — wohl in der Gewohnheit Karls des Grossen, mit der Geistlichkeit seiner Pfalzkapelle das Chorgebet zu verrichten, seinen Ursprung finden.“ Wie alt sie ist, lässt sich nicht feststellen. Doch „bestand die Stelle der beiden Vikare, welche die Obliegenheiten des Königs beim Chordienst versahen und die Einkünfte seiner Präbende bezogen, lange vor 1318“ (a. a. O. S. 23).
  2. Nach R. Pick, Aus Aachens Vergangenheit S, 295, begaben sich die Könige und ihr Gefolge auf der inneren Stiege des Rathauses, die übrigen Festteilnehmer aber auf der Treppe des Marktturmes, wenigstens zeitweise, zu den Festlichkeiten auf den Kaisersaal.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/12&oldid=- (Version vom 2.5.2024)