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dies geschehen und der König gekrönt war, führten sie ihn auf den königlichen Stuhl des Hochmünsters, der mit einem golddurchwirkten Teppich bedeckt war. So lange als man ein Vaterunser betet, sass der König auf dem Stuhle. Damit war seine Krönung vollbracht[1] und er stieg unter seiner königlichen Krone gar würdevoll wieder hinab in die Kirche. Während des Evangeliums trug bei dem Opfergang der Pfalzgraf bei Rhein, Herzog Ludwig, vor dem König den Reichsapfel und der Herzog von Sachsen Kaiser Karls Schwert; der Markgraf von Brandenburg ging auch mit. Und da nun der König in seiner Majestät war und das Szepter in der Hand trug und die Erzbischöfe von Mainz und Trier auch in der Fülle ihrer Würden sich zeigten, nahm die Krönungsfeierlichkeit einen


    eine Deputation der revolutionären Aula ihre Herausgabe, um sie der Nationalversammlung zu Frankfurt zu überbringen. Dies Verlangen wurde zurückgewiesen. Jetzt beruhen sie in der k. k. Schatzkammer. Die Zahl der Insignien wird verschieden angegeben. Mit den drei (ein mit Gold beschlagener und mit Steinen besetzter Säbel ohne Gehänge, ein kostbares Kapsel mit den Reliquien des hl. Stephanus und ein Evangelienbuch), die sich bis zum Jahre 1794 in Aachen befanden, sind es ihrer siebzehn Stück. Die drei wurden von dem Krönungsstift im Jahre 1794 zuerst nach Belgien, dann nach Paderborn und 1798 nach Wien geschafft, wo sie noch heute beruhen. (Vgl. L. Stacke, Deutsche Geschichte, 4. Aufl., nach S. 312; R. Wilmanns, Die Schicksale der Reichskleinodien und des Kirchenschatzes des Aachener Krönungsstiftes während der französischen Revolution in Zeitschrift für preussische Geschichte und Landeskunde Jahrg. 9 (1872), S. 178 ff.; Hansen in ZAG Bd. XI, S. 160 ff.) – Den Krönungsinsignien wohnte zur Zeit des mittelalterlichen Kaisertumes eine tiefe symbolische Bedeutung inne. An sie war die königliche Machtfülle und Majestät geknüpft. Nur dadurch, dass dem gekürten Mann das Schwert um den Leib gegürtet, die Krone auf das Haupt gesetzt, Speer und Szepter in die Hand gegeben wurden, ward sein deutsches Königtum geschaffen. Ohne die Ceremonie, zu der vor allem auch das Besteigen der sedes regia gehörte, war er nicht König und vermochte nicht eines seiner Königsrechte auszuüben. Als Hüterin dieser Reichskleinodien war Aachen die bevorzugteste Stadt im Reich und wem sie, wie Otto IV. und Ruprecht von der Pfalz, den Zutritt zu ihnen verwehrte, der war nur dem Namen nach ein deutscher König. Es verlor an Ansehen, als – seit 1531 – sein ehrwürdiger königlicher Stuhl verwaist blieb und die Krönungen – seit 1562 – in Frankfurt stattfanden.

  1. Bezüglich des Krönungsrituals vgl. St. Beissel S.J., Der Aachener Krönungsstuhl (ZAG Bd. IX, S. 14 ff.). Diese vortreffliche Abhandlung enthält vier Teile: I. Der Thron bei der Krönung der deutschen Könige. – II. Die Stadt Aachen als Königsstuhl. – III. Sinn und Wert der Erhebung der Könige auf den Thron von Aachen. – IV. Der heute auf dem Hochmünster befindliche Marmorstuhl. – So erschöpfend diese Abhandlung auch ist, so lässt sie doch die Frage offen, ob „die beiden, durch Schönheit und Reliquieninhalt ausgezeichneten Säulen“, die in Beziehung zu dem zu dem Königsstuhl standen, „an jene freistehenden Erzsäulen erinnern sollten, welche Salomon am Thore seines Tempels aufstellte“ oder „ob sie Bogen und Gebälk tragen, wodurch die Empore über der Vorhalle abgeschlossen wurde“ (a. a. O. S. 41). Die von Herrn Privatdozent Buchkremer in einer Sitzung des Aachener Geschichtsvereins (12. April 1899) ausgesprochene Ansicht, dass die beiden Säulen die vor dem Königsstuhl stehenden zwei Säulen des Oktogons gewesen seien, scheint uns aus den Nachrichten des Geschichtsschreiber nicht gefolgert werden zu können. Widukinds von Corvey Angabe (Mon. Germ. SS. III, p. 438) über den Königsstuhl in seinen „Sächsischen Geschichten“ aus Anlass der Krönung Ottos I. im Jahre 986 lautet in der Übersetzung: „Da nun die Weihe, wie sich gebühret, vollständig vollendet war, ward er (Otto) von eben denselben Bischöfen zum Thron geführt,
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Brüning: Die Aachener Krönungsfahrt Friedrichs III. im Jahre 1442. Cremersche Buchhandlung, Aachen 1898, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Kr%C3%B6nungsfahrt_Friedrich_III_1442_Br%C3%BCning.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.5.2024)