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Reliquien sehr, konnte aber den Priester nicht entbehren, und so liess sie denn, wenn auch ungern, die Teilung zu. Aber, o Wunder! Sobald der Priester das Messer an den Zahn legte, tröpfelte plötzlich Blut heraus, als ob der Heilige noch einmal leiden müsse. Entsetzt bei diesem Anblicke, gab der Priester jener ihren Zahn zurück. Ich habe denselben im verflossenen Jahre bei den Nonnen zu Burtscheid gesehen.“ Ein Zahn des hl. Bartholomäus befindet sich noch heute im Burtscheider Reliquienschatze[1]

„Als unser Abt im verflossenen Jahre auf dem Salvatorberg bei Aachen die Messe las, wurde ihm nach Beendigung derselben eine Besessene zugeführt. Nachdem er über ihr Haupt die evangelische Lektion von Christi Himmelfahrt gelesen und bei der Stelle: „Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden geheilt werden“, die Hand auf das Haupt der Besessenen gelegt hatte, schrie der Teufel so entsetzlich, dass wir alle von Grausen erfüllt wurden. Beschworen, auszufahren, erwiderte er: „Noch will es der Allerhöchste nicht“. Gefragt, wie er eingefahren, gab er keine Antwort und litt auch nicht, dass die Frau antwortete. Endlich hat diese bekannt, bei den Worten ihres erzürnten Mannes: „Geh’ zum Teufel“, habe sie empfunden, wie der Böse durchs Ohr in sie hineingefahren sei. Es war diese Frau eine bekannte Person aus der Gegend von Aachen“.

Der hier von Cäsarius angeführte Heisterbacher Abt war Abt Heinrich[2]. Die erste Kirche auf dem Salvatorberge liess Ludwig der Fromme erbauen. Sie musste bereits 870 von Ludwig dem Deutschen wieder in Stand gesetzt werden[3]. 997 gründete dann die edle Witwe Alda dort ein Kloster für freigeborene Jungfrauen[4]. Das Kloster lag nördlich von der Kapelle[5]. Es war von den Nonnen bis 1222 bewohnt, wo diese nach Burtscheid versetzt wurden.

„Vor ungefähr drei Jahren ist auf dem Salvatorberge, einem Hause unseres Ordens, um Weihnachten ein, wie ich meine, neunjähriges Mädchen gestorben. Als aber der Konvent bei


  1. Bock, Reliquienschätze der Abteien Burtscheid und Cornelimünster S. 15.
  2. Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Heft 47, S. 31.
  3. Quix, Codex Bd. I, S. 33, Nr. 45.
  4. Lacomblet, Urkundenbuch Bd. I, S. 81, Nr. 130.
  5. Rhoen, Die St. Salvatorkapelle bei Aachen S. 6.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Pschmadt: Der „dialogus miraculorum“ des Cäsarius von Heisterbach in seinen Beziehungen zu Aachen. In: Aus Aachens Vorzeit, Heft 1/1900. Cremer, Aachen 1900, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AAV_Heisterbach_dialogus_miraculorum_Pschmadt.pdf/12&oldid=- (Version vom 15.8.2018)