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des Domes kam vorwärts. Von Göphardt schrieb darüber an Richter am 2. Juni – ein sehr charakteristisches Urteil, dessen Wiedergabe hier nicht unterbleiben darf: „Wie alles, was aus Ihrer Feder fließt, Hand und Fuß hat, so auch diese Ausführungen, zumal in der Ihnen eigenen, Ermüdung des Lesers ausschließenden Knappheit so schlagend und überzeugend, daß eine ablehnende Haltung des Domstifts a priori fast undenkbar erscheinen müßte. So haben Sie den eigentlichen Grundstein zum Dombau geliefert.“

Manches Stück an Kleinarbeit in Dresden wurde ebenfalls noch geschafft. Das Tiefbauamt wurde (1898) ersucht, den Stein im Pflaster des Neumarktes (vor Elimeyer), der mit einem Kreuz versehen an die Hinrichtung Kanzler Brells 1601 erinnert, mit der Aufschrift „Kr.“ zu erneuern. Ferner wurde ein neues Kreuz für v. Kügelgen auf Vereinskosten gesetzt. Auf v. Göphardts Anregung photographierte Oberstleutnant v. Grünenwald ältere Gebäude in der Antonstadt und machte die 20 Bilder dem Verein zum Geschenk. Am 26. Februar 1900 trat Professor Peschel, der Gründer des Körnermuseums an den Verein wegen einer Gedenktafel für H. v. Kleist (Pillnitzer Straße 29, seit langem jetzt Stätte eines Kinos!) heran. (Die Tiedge-Stiftung ließ sie später anbringen.)

Lenken wir nun – nach Ablauf etwa der ersten Hälfte des Vereins-Bestehens (1890/1900) – wieder einen kurzen Blick auf die allgemeinen Dresdner Verhältnisse. Während sich seit 1870/80 die Stadt großzügig und doch in traditionellem Festhalten angewiesenen guten Bahnen rasch zu moderner Großstadt erhob, hatte sich auch das allgemeine Vereinsleben weiter ausgebildet, wobei besonders als neu von den 80/90er Jahren an auf die zahlreichen Kegler-, Sport-, Rad-, Turnvereinigungen, sowie die landsmannschaftlichen sächsischen Zusammenschlüsse, die Militär- und patriotischen Vereine hingewiesen sei.

Angesichts der immer schärfer einsetzenden sozialen Differenzierung und Gegensätzlichkeit lag – wie ich meine: zunächst – noch kein Element des Ausgleichs in den rein wissenschaftlichen und den heimatkundlichen Bestrebungen. Die beiden Hochschulen erhoben sich unter der gesamtdeutschen wissenschaftlichen und geistigen Aufwärtsbewegung zu anerkannter Höhe über eine Bedeutung in engerem Sinne für Dresden hinaus. Die Gehestiftung (10. Jan. 1885 eröffnet) war zu einer für Dresden eigenen Einrichtung staatspolitischer und volkswirtschaftlicher Bildung geworden. Neben dem literarischen Verein gewann die Literarische Gesellschaft (von 1886 bezw. 1894) steigende Bedeutung, ebenso die Gesellschaft für neuere Philologie (1878) und vor allem der Allgemeine deutsche Sprachverein (10. Sept. 1885), dessen Interessen zweifellos zu Zeiten dem Mitgliederbestand im Verein für Geschichte abträglich waren. In dem Kunstgewerbeverein (1876), welcher das Kunstgewerbe-Museum schuf, bildete sich ein nicht nur kunst-, sondern auch kulturgeschichtlicher Mittelpunkt, in dem Gurlitt vom Anfang an tätig war. Ein Wettbewerb entstand

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/38&oldid=- (Version vom 14.9.2022)