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Januar 1887 erfolgte dann auf O. Richters längere Darlegung in der Hauptversammlung hin der Beschluß, von der Fortführung einer eigenen Vereinsbibliothek abzusehen, diese – soweit für die Stadtbibliothek brauchbar – ihr einzuordnen und alle künftig einlaufenden Tauschschriften ihr zu überweisen. Es waren 610 Nummern, etwa 2000 Einzelwerke und kleine Schriften, die so vom Verein an die Stadtbibliothek übergingen, ein Ertrag emsigen Einzelfleißes zumeist der Mitglieder selbst und eine beträchtliche Ergänzung für die schon vorhandene Dresdner Geschichtsliteratur! (Verhältnismäßig wenige Stücke mußten zu den Dubletten getan werden.) Bemerkt werden muß, daß die Sammlung Weißes, welche der Rat 1879/80 für 4301,40 Mk. erwarb, – das Ergebnis der Sammlung eines Menschenalters, wie Weiße mit Stolz sagen konnte – die Vereinsbibliothek weit an Wert und Inhalt übertraf. Sie umfaßte zumeist Kupferstiche, Lithographien, kleine Gemälde, weniger (599) Bücher und 78 Kapseln mit kleinen Schriften. Der Verein war nicht in der Lage gewesen, sie in seinen Besitz zu bekommen. Wo hätte er sie auch z. B. unterbringen sollen?

Des Umzuges nach der Scheffelstraße und der Schenkung der Bibliothek gedachte D. v. Biedermann im Dresdner Anzeiger (14. Nov. 1887), zugleich mit einem Rückblick auf die bisherige verdienstreiche Arbeit des Vereines.

Es war ein neuer, entscheidender Abschnitt im Vereinsleben. „Einzelne der älteren Mitglieder konnten sich nicht entschließen, diesen Wechsel mitzumachen. War doch das Vereinsleben in den bisherigen Lokalen nicht ohne eigentümlichen Reiz gewesen. Inmitten der an den Wänden hängenden Bilder und der in den Ecken aufgestapelten Altertümer hatten sie hier, in kleinem Kreise um den hufeisenförmigen Tisch herumsitzend, manche gemütlich angeregte Stunde verbracht, sei es im Anhören von Vorträgen oder im Durchblättern der Bildermappen oder auch in zwangloser Unterhaltung über heimatliche Geschichte, wobei sie mit Gerstensaft und Tabakrauch den Staub und Moder der Vergangenheit erfolgreich bekämpften“, so schildert O. Richter im Rückblick 1894. „Der Umzug brachte hierin eine vollständige Wandlung“, die Vereinsarbeit konnte sich nun mehr in die Breite entwickeln und zugleich in die Tiefe und Höhe wertvollerer Forschung selbst.

IV.

Schon der Jahresbericht über 1887 sprach aus, daß das Vereinsleben ein sehr reges gewesen und die Versammlungen meist sehr zahlreich besucht waren, wozu der größere Saal in der Stadtbibliothek zugleich Anlaß und Förderung wurde.

Für die formale Ordnung der Vereinsgeschäfte wurden jetzt die Folgerungen aus der äußeren und inneren Umwandlung gezogen, so wie sie im ganzen bis zum jetzigen Stande geblieben sind.

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/35&oldid=- (Version vom 14.9.2022)