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1883) der Vorstand ganz neu gebildet wurde: Richter erhielt den Vorsitz – nun auf fast drei Jahrzehnte, v. Göphardt und Meltzer wurden Stellvertreter, Haug wurde Schriftwart.

In Otto Richter vor allem trat die neue, auf die quellenkritische Ausschöpfung und sowohl rechts- wie bald auch kulturgeschichtlich gerichtete Art der Forschung in die Erscheinung, – wie seit etwa 1880 überhaupt mehr in der Stadtgeschichtsforschung zu bemerken, – welche in der Geschichte einer Stadt eine ganze, nach allen Seiten sich entfaltende Entwicklung darzustellen beabsichtigt. Richter hatte zunächst selbst erst für unsere Stadt hierin den Grund zu legen, er tat es in langjähriger Arbeit, aus welcher er dem Verein in seinen Vorträgen vieles mitteilte (zuerst am 7. Jan. 1881 über den Stadtschreiber Mich. Weiße 1549–66), nach der rechtsgeschichtlichen Seite hin in der dreibändigen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte (Band 1 1885, 2. und 3. 1891). Von hier aus zunächst entstand völlig Neues. Ebenfalls nach und nach dank Gurlitt für die bau- und kunstgeschichtliche Seite, ferner durch Hantzsch und nach der höheren Form hin durch Meltzer für die Schulgeschichte und nach einem interessanten kleinem Anfang Neuberts (über Melanchthon) durch Dibelius für Teile der Kirchengeschichte (Biographie, Reformation). So goß sich reicherer neuer Inhalt in die alte Form des Vereinslebens. Doch war diese noch nicht so bald überwunden. Richter trat energisch für ein größeres Lokal, geeigneter für Vorträge, ein (Febr. 1881), doch blieb man in der bisherigen Wohnung, mit der manche Unannehmlichkeit verbunden war, für die aber eine Herabsetzung der Miete (!) erreicht wurde; die geringe finanzielle Leistungsfähigkeit blieb zunächst weiter der Hemmschuh. Man ging doch lieber nach der Sitzung noch zu Wadenklee (Schloßgasse 25, jetzt 18) oder in den Kanzleihof (Schössergasse 17, jetzt „Katze“, Sporergasse 2).

Doch nahmen die Sammlungen noch zu. Ein umfangreiches Büchervermächtnis Neuberts vermehrte im November 1881 die Bibliothek sehr erfreulich. Ebenso ein Vermächtnis Pietschs im Dezember 1883. Außer den bisherigen schenkungsweisen Zugängen kamen regelmäßig neu: das Dresdner Adreßbuch von der Kgl. Polizeidirektion, die Veröffentlichungen des statistischen Amtes der Stadt, die Zeitschrift „Über Berg und Tal“ des sächsischen Gebirgsvereins (seit 1878 erscheinend), der „Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit“. Die regelmäßigen kleinen Schenkungen der Mitglieder ließen dagegen sehr nach. Durch Weiße wurde noch 1877 die Schenkung des Inventars der Uhrmacher vermittelt. 1883 wurde durch Tittmann die Bibliothek neu geordnet. Doch schlief die Benutzung ziemlich ein, sodaß es sich im Winter 1884/85 „nicht mehr lohnte, zu Heizen und Licht zu brennen“.

Sehr erfreuliche Zugänge hatte auch die Altertumssammlung: z. B. aus der alten Briesnitzer Kirche, die man im Juli 1882 besuchte, gegen Revers eine Anzahl Altertümer (Geräte u. a., meist

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/32&oldid=- (Version vom 14.9.2022)