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Die Wohnungsfrage machte ebenfalls Not. Die Miete war eine starke Belastung des Haushaltes. Und doch: zunächst brauchte man noch mehr Raum. So zog man am 16. Februar 1877 nach der Kleinen Brüdergasse 19 (jetzt Nr. 2, rechte Ecke der Schloßstraße), zweites Stock. Sechs Strafanstaltsarbeiter mit einem Aufseher, Maler und andere Handwerker hatten zu tun. Neue Börte wurden verfertigt. Hier waren sowohl für das Museum, Sitzungszimmer und Bibliothek getrennte Räume. Schon Ende 1879 aber suchte man weiter, – auch infolge praktischer Fragen, die aus dem Briefwechsel mit dem Hausbesitzer, Rechtsanwalt Dr. Lehmann, hervorgehen. Im Kurländer Palais war keine Unterkunft zu erhalten. An den Rat wandte man sich am 9. Januar 1880 mit starkem Appell und unter Hinweis auf die Notwendigkeit, dem Verein mehr Anteil in größerem Kreise zu gewinnen, – auch er lehnte noch ab. Doch stellte er zu den drei öffentlichen Vorträgen im Winter 1882 den Saal des Armenamtes (ehemalige Landhaus-Saal) zur Verfügung, wie auch 1883 und 1886.

Allmählich bahnte sich aber doch eine neue Zeit an, seit etwa 1878/79.

III.

Das neue (3.) Statut vom 1. Februar 1878 brachte den Erwerb der juristischen Persönlichkeit für den Verein, welchen man schon am 4. Mai 1870 ins Auge gefaßt hatte. (Am 7. Juni 1878 erfolgte die Eintragung.) Man bezeichnete den Verein (nach dem Gesetz die juristischen Personen betr. vom 15. Juni 1868) als „Genossenschaft“. Außer stilistischen und kleinen formellen Änderungen wurden einige genauere Bestimmungen zur Frage des Austritts, der Haftpflicht des Vereins (durch § 7 wurden die Sammlungen davon ausgenommen!), der Rechte und Pflichten des Vorstandes, welcher nunmehr über alles, was nicht (nach § 17) dem Vereinsbeschluß selbst zusteht, befinden kann, sowie des Vorsitzenden als Vertreters des Vereins getroffen; auch die Generalversammlung wurde in bezug auf Tagesordnung und Antragsrecht neuer Punkte genauer geregelt, die Beweiskraft der Protokolle durch Mitunterschrift zweier Nicht-Vorstandsmitglieder erhöht und die Stimmenverhältnisse bei Wahlen neu geordnet. Im ganzen eine stärkere Konzentrierung und Vereinfachung.

Der erste praktische Nutzen aus dem Erwerb der juristischen Person bestand in der Übernahme (Jan. 1883) eines Legates des am 22. Juni 1882 verstorbenen Franz Ludwig Gehe, des bekannten Gründers der Gehestiftung und seit Jahrzehnten in gemeinnütziger Hinsicht um Dresden verdienten Großkaufmanns, welcher dem Verein 500 Mk. vermachte, – endlich ein kleiner Anfang eines Vermögens. 1883 war zum ersten Male der Bestand der Kasse über 1000 Mk. Gelegentlich hatte man ihn aus der Auktion von Dubletten der Bibliothek vermehren können. Mit 1883 begann aber auch die Einnahme aus Kapitalzinsen, (für 600 Mk. wurden 2 Stück 3% sächsische Staatsschuldscheine von 1855 gekauft.) Andrerseits verschwand

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/28&oldid=- (Version vom 14.9.2022)