der Verein beim Kgl. Sächs. Altertumsverein, der sich der Frage ebenfalls sehr annahm, eine Zusammenberufung sämtlicher sächsischen Altertums-, Geschichts- und Kunstvereine an, um zur Klärung zu kommen, auf welche Gegenstände sich die Tätigkeit der Landesstelle erstrecken, welche Organe zur Ermittlung und Aufzeichnung dienen und in welcher Weise Schutz, Erhaltung bzw. Aufbewahrung geschehen solle. Der Altertumsverein lehnte zwar am 15. August für sich ab, ersuchte jedoch das Ministerium eine Delegiertenversammlung der Altertums- und Architektenvereine zur Erörterung der Inventarisationsgrundsätze einzuberufen. Zu dieser ist es nicht gekommen. Erst im März 1880 ging das Ministerium mit dem Altertumsverein weiter vor (erste Inventarisation des Pirnaer Bezirks, vgl. Bruck a. a. O. S. 49).
Das Besondere im Urteil unseres Vereins war die Betonung: nicht nur Bau- und Kunst-, sondern auch Kulturdenkmäler! – ein Gesichtspunkt, das muß offen gesagt werden, der in der weiteren Arbeit der Inventarisation und Denkmalpflege nicht zu seinem Rechte gekommen ist. Vorerst hatte auch der Verein keine Gelegenheit, sich erneut stärker in dieser Frage zu betätigen.
Im Vorstande brachte das Jahr 1876 zunächst größere Änderungen. Frh. v. Biedermann stellte am Schluß d. J. (6. Dez.) fest, daß „die Spezialforscher im Gebiete der Ortsgeschichte sich von den Ämtern zurückzögen, die am ersten zur Leitung berufen wären, und daher halb unfreiwillig Männer mit überhäuften Berufsgeschäften und aus anderen Gründen nicht in der Lage, in der notwendigen und selbstgewünschten Weise dem Verein ihre Kräfte zu widmen, an die Spitze gestellt worden seien.“ Es scheint nach Äußerungen Weißes ein Mitglied, – ihm wenigstens, – die Wirksamkeit im Verein verleidet zu haben, eine Name ist nicht genannt. Am 12. Januar 1877 erklärt auch der für 1876 gewählte Bernhardt auf keinen Fall wieder ein Amt anzunehmen. Auch Moschkau, Götz und Gebauer scheiden aus. Es muß, nach v. Biedermanns Ansprache am 6. Dezember, die zu den Akten genommen wurde, doch eine Art Krisis im Verein gewesen sein. Lindau war 1874 ausgetreten, Widemann, Gautsch, Pietsch, auch Rieger beteiligten sich immer seltener. Nachdrücklich stellte v. Biedermann fest, daß der Verein nicht hinter Anforderungen zurückbleiben dürfe, die mit Recht an ihn gestellt werden. Die Teilnahme in Dresden sei noch sehr gering im Vergleich mit anderen Städten (Leipzig, Chemnitz, sogar Leisnig). Es gehe nicht ohne eine zweckentsprechende Leitung. Doch kam es noch nicht zur entscheidenden neuen Vorwärtswendung. Die Neuwahl ergab u. a. die Wahl des am 30. April 1875 eingetretenen Stadtgerichtsbezirksrats Volgmann als 2. Vorsitzenden, er war später nach v. Biedermann 1882–83 1. Vorsitzender. Hagedorn, „das lebendige Lexikon“, wurde – bis 1878 – Konservator, dann übernahm 1879–85 der Tapezierermeister Naumann das Amt.
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/27&oldid=- (Version vom 14.9.2022)