ständig, wenige brachten Neuigkeiten zu Gehör. Recht niedergeschlagen stellte Gautsch im 3. Bericht am 29. Mai 1872 fest, daß von den 53 Mitgliedern sich nur ein Kreis von 10–12 herausgebildet habe, der „treulich und fleißig“ teilnehme. Sehr selten war eine größere Beteiligung, wie z. B. am 6. September 1871 von 21 Mitgliedern.
Er wies auf die z. T. „sehr mühsamen und verdienstvollen“ Arbeiten in den Vorträgen hin (sie sind im IV. Anhang alle zusammengestellt, ohne daß kleinere Berichte noch erwähnt wurden). Es sind stets dieselben Namen, die wiederkehren.
Trotz aller Arbeit ist dabei bezeichnend, daß die schon seit Anfang 1870 erwogene Ausgabe eines Vereinsblattes so schwer in Gang kam. Es war nicht nur die Frage des Absatzes, sondern „wie es überhaupt anzufassen sei“. Die „fortlaufende Chronik“ der Gegenwart „nach den besten Quellen“ in zwanglosen Heften blieb zunächst die Hauptsache. (Man erbat und erhielt die freie Zustellung des amtlichen Dresdner Journals und des Anzeigers, wie diesen noch jetzt; zeitweise auch andere Blätter.) Die „geeigneten mit dem Zwecke des Vereins übereinstimmenden Aufsätze“ fanden sich erst nach Jahren zur Veröffentlichung. Die ständige, in den Besprechungen zutage tretende Kritik hemmte zweifellos. Nur der erste Teil der „Chronik“, das 2. Halbjahr von 1869, wurde nach Lindaus Überarbeitung als 1. Heft der Mitteilungen endlich 1872 herausgebracht. Kießling sammelte noch einige Jahre weiter. Nur Hantzsch war es – in anderer Weise natürlich Neubert – der in seiner schulgeschichtlichen Forschung quellenmäßig weiter fortschritt. Der sehr rührige Rieger, der aber auch zuweilen über das Ziel hinausschoß, – 5. Juni 1872 schlug er ein „Konzert zu Gunsten des Vereins“ vor, das „keinen Anklang“ fand –, veröffentlichte in der Paußkaschen „Allgemeinen Dresdner Vereinszeitung“, die vom Juli 1871 bis April 1872 erschien und als Vereinsorgan am 6. September 1871 bestellt wurde, nicht nur Protokolle, auch aus den Sitzungen Teile von Vorträgen (z. B. vom 15. Febr. 1871 über die Seen, in den Jan.-Nrn. 1872); vom Januar 1872 war er Mit-Redakteur und warb unermüdlich, z. B. am 22. Februar 1872 mit folgenden Worten: „Übersichtliche Darstellungen des Werdens unserer Zustände sind aber nicht allein Quellen pietätvoller Erinnerung an Vergangenes, sie führen auch das rastlose Ringen nach Besserem zum Bewußtsein und erwecken mit dem Genusse an gegenwärtigen Einrichtungen auch die Hoffnung auf stetigen Fortschritt.“ Also der richtige Gedanke: Erkenntnis der Gegenwart in ihrer Bedingtheit aus der Vergangenheit.
Gemeinsame Arbeit von Gautsch, Nitze, Widemann, Weiße war der „Dresdner Bürgerkalender“, welcher von 1872–75 erschien und auf dessen Bedeutung als „würdiges geschichtliches Dresdner Hausbuch“ damaliger Auffassung ich im Dresdner Kalender für 1919 (S. 205 ff.) hinwies. Einzig dastehend ist zweifellos das Kalendarium selbst, in welchem zu jedem Tage, in allen vier Jahrgängen
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/18&oldid=- (Version vom 14.9.2022)