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Man wollte Eintrittsgeld zum Besten des Stadtmuseums erheben (so Gautsch), jedenfalls auf die Nützlichkeit eines solchen hinweisen, überhaupt die Ziele des Vereins darlegen. Man erörterte lang und breit, – es war am 15. Dez. 1869, – ob in Stuhlreihen, oder an Tischen bei Bier und Rauchen, – das wenigstens bis nach Beendigung des Hauptvortrages verschoben werden möchte. Eintritt sollte nur gegen Karten stattfinden, „auch Damen“ sollte „der Eintritt freistehen“, Karten an den Rat, die wissenschaftlichen Vereine, höheren Schulkollegien, die Presse zur Verfügung gestellt werden. Weiße stellte aus seiner Sammlung Theaterbilder zu Lindaus Vortrag über die Dresdner Theater aus. Es fanden sich 70–80 Personen zusammen, eine immerhin beachtenswerte Zahl; nach Pietzschs einleitenden Worten, Kießlings Bericht über die Chronik sprach Lindau 1½ Stunden. „Manche Erinnerung aus der schnell dahingeeilten Zeit“ hielt er fest; die Zeitungen berichteten eingehend. „Möge der Verein den Sinn für das Historische, unserer Stadt Eigentümliche, wach halten und zunehmen wie die Freiberger, Leipziger, Hamburger Vereine!“

Vorläufig ein frommer Wunsch! Es blieb dabei: Eine rege Einzelarbeit entwickelte sich, zunächst nur für die Mitglieder selbst anregend, aber man versuchte doch auch volkstümlich zu wirken, aus den Sammlungen wurden Ausstellungen zurechtgestellt. Die 1. größere, welche über den Rahmen der Vereinsbesprechung hinausging, und „öffentlich“ in der Dresdner Vereinszeitung angezeigt wurde, am 29. Mai 1872. „Auch genug Nichtmitglieder waren da“, wird dann berichtet. Es kamen später auch Anträge, z. B. von Schulen, gewerblichen Vereinen, an den Verein um Besichtigungen.

Die Sammlungen wuchsen rasch an, am Schlusse des ersten Jahres waren bereits 83 Werke in der Bibliothek neben Gelegenheitsschriften; die Bilder- und Plansammlung wird schon als „umfänglich" bezeichnet. Es waren zu allermeist Schenkungen der Mitglieder selbst. Und es ist so bei dem geringen Haushalt geblieben, eine sehr anzuerkennende Tatsache, wenn man beachtet, daß die Bibliothek schon bis zum Jahre 1873 auf 519 Nummern (369 Werke und 150 Convolute mit 1000 Heften) anwuchs. Einen Plan der Bibliothek legte Weiße 1870 an, welcher auch die Bilder usw. katalogisierte.

Die Absicht der Altertumssammlung führte bald zur Besprechung – in der mannigfach denkwürdigen Versammlung vom 15. Dezember 1869 –, wie notwendig die Gründung eines Stadtmuseums sei. Man erhoffte schon am 24. Mai 1871 durch den Rat einen Museumsraum in einem städtischen Gebäude, etwa in der ehemaligen Kreuzschule (an der Kreuzkirche, dem Platz der jetzigen Superintendentur) zu erhalten, zunächst noch ohne Erfolg. Auch konnte man an Altertümern, infolge der Preisfrage, im allgemeinen wenig zusammentragen. Weißes Privatsammlung war größer, der Altertumsverein hatte ebenfalls schon wichtige Stücke gerettet. Weniges kam von den Innungen, an die man sich im Oktober 1871 ein erstes Mal wandte.

Empfohlene Zitierweise:
Georg Hermann Müller: Fünfzig Jahre Verein für Geschichte Dresdens 1869–1919. Druck von Wagner und Humann, Dresden-N., Dresden 1919, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:50JVereinGeschichteDresden1919.djvu/16&oldid=- (Version vom 14.9.2022)