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Strecke unterhalb Bingens, auf welcher die Felsen im Rheinbett stellenweise über den Wasserspiegel hinaus stehen. Im übrigen bietet dieses System der Seiltauerei in technischer Beziehung wenig Neues. Es ist eben die Fowler’sche Trommel, wie dieselbe schon längst für den Dampfpflug und für die Förderung in den Bergwerken in Anwendung gebracht war, für die Übertragung der Kraft auf einem Seiltauer angewendet worden.

Das Charakteristische dabei ist bekanntlich eine doppelte Reihe einander paarweise gegenüber stehender Klappen, welche eine fortlaufende Kehle bilden, in der sich das Seil seiner jeweiligen Anspannung entsprechend fest einklemmt. Die Mängel dieses Systems bestehen einmal in der bedeutenden Abnutzung des Seils, die sich als so beträchtlich herausgestellt hat, dass man in letzter Zeit den Durchmesser des Seils von 35 Millimeter auf 42 Millimeter hat verstärken müssen, und sodann in einem so bedeutenden Tiefgang des Tauers (ca. 1 Meter), dass dessen Verwendung nur auf Flüssen mit tiefem Fahrwasser möglich ist. Dieser letztere Übelstand ist auch nicht zu beseitigen, denn er wird bedingt durch die einseitige Lagerung der Trommel nebst den dazu gehörigen Leitrollen. Das System hat denn auch bis jetzt nirgends anders Anwendung gefunden, als bei der erwähnten Gesellschaft. Ein Versuch auf der Donau mit dem Seildampfer ›Nyitra‹, welcher nach demselben System gebaut war, ist schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben worden. An dem theoretischen Kampf zwischen Kette und Seil hat sich denn auch Schwarz, der geistige Urheber dieses Systems der Seiltauerei, bis dahin nicht beteiligt.

Die Seiltauerei nach dem System von Wernigh war ursprünglich für die Oder bestimmt, auf welcher ein Breslauer Privatmann, für die Strecke Stettin-Breslau eine Konzession für Schleppschiffahrt erworben hatte, die zugleich von den schlesischen Provinzial-Ständen mit einer 4 pZt. Zinsgarantie für eine längere Reihe von Jahren ausgestattet war. Diese Konzession erwarb im Jahre 1871 der in technischen Kreisen

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J.H.: Tauerei. Kette oder Seil. Fa. Herbig, Berlin 1882, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:1882_Tauerei_Kette_oder_Seil.pdf/5&oldid=- (Version vom 15.8.2018)