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langen Kette belegt werden musste, und so fort abwechselnd. Im Jahre 1822 wurde von Vinchon (aus Quémont) auf der Seine zuerst die Dampfmaschine zur Umdrehung der Seiltrommeln und bald darauf auch die Kette als Mittel zur Fortbewegung in Anwendung gebracht. Die ganze zu befahrende Wasserstrecke in ihrer Totallänge mit einer Kette zu belegen, führte zuerst 1825 de Rigny auf der Seine (bei Rouen) aus. Eine von de Rigny unter dem Namen „Entreprise des remorqueurs sur la Seine“ gebildete Gesellschaft liess den Toueur „La Dauphine“ von 21 Meter Länge bauen und den erforderlichen Göpel des Schiffes durch eine 30pferdige Pecqueur’sche rotirende Dampfmaschine in Umdrehung setzen.[1] Die Kettenschifffahrt in ihrer heutigen Vollkommenheit datirt aus den Jahren 1853 bis 1857, wo sie zuerst zwischen Paris und Monterau, Seine aufwärts, nachher von Paris bis Conflans, Seine abwärts, und weiter über Rouen bis Havre fortgesetzt, ferner auf der Loire, auf der Oise und anderen französischen Flüssen und Canälen eingeführt wurde. Später war man bemüht, dieselbe Schifffahrt auf Canälen in Belgien und Holland, auf der Wolga und (1859) auch auf dem englischen Bridgewater-Canal durch die dort gebildete „Chain Propeller Company“ in Anwendung zu bringen.[2]

In Deutschland wurde die erste Kettenschifffahrtsstrecke 1866 durch die Hamburg - Magdeburger Dampfschifffahrtsgesellschaft in Magdeburg auf der 3/4 Meilen langen Elbstrecke zwischen Neustadt und Buckau ausgeführt und der Betrieb sogleich mit derartigem Erfolge bewerkstelligt, dass damit die Rentabilität der Kettenschleppdampfschifffahrt für die meisten schiffbaren Flüsse ausser Zweifel gesetzt wurde.

Zunächst hatten die Magdeburger Resultate für Deutschland den Erfolg, dass sich schon 1868 in Dresden eine Gesellschaft bildete,[3] welche Ketten durch die Elbbrücken zu Dresden und Meissen legte, um das Bugsiren von Lastschiffen durch diese Brücken zu bewerkstelligen. Diese Gesellschaft dehnte jedoch


  1. Pecqueur’s rotirende Dampfmaschine (ein bemerkenswerthes, seiner Zeit berühmtes Exemplar dieser leidigen Dampfmaschinengattung) findet sich beschrieben und abgebildet in Armengaud’s „Traité des moteurs à vapeur“, Vol. II, p. 158, sowie auch von Weisbach behandelt im Polyt. Centralbl. Jahrg. 1841, S. 81.
  2. Armengaud, Publication indust. T. XIV, S. 155, Note 2.
  3. Protokolle der 67. Hauptversammlung des sächs. Ingenieur-Vereins (25. April 1869) S. 19.
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Moritz Rühlmann: Ketten oder Seile als Dampfschiffspropeller. C.A. Schwetschke und Sohn, Braunschweig 1875, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:1875_Ketten_oder_Seile_als_Dampfschiffspropeller.pdf/5&oldid=- (Version vom 15.8.2018)