An die heilige Jungfrau
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An die heilige Jungfrau.
Sei gegrüßt, die auserkoren
unter allen Weibern war,
die den Heiland uns geboren,
ihn, der sein wird, ist und war.
der Gerechtigkeit empfing,
Mutter, deren Blick mit Wonne
an dem ew’gen Sohne hing.
Wie der Engel dich begrüßte,
denn das Knäblein, das dich küßte,
ist der Herr der Herrlichkeit.
Den du oft mit sanften Armen
an die Mutterbrust gelegt,
aller Himmel Himmel trägt.
Ach, im Stroh des niedern Stalles,
von den Menschen, so er schuf,
unbemerket lag, der Alles
Sieh, in einer Krippe weinet
er, durch den die Sternenwelt,
wenn als Richter er erscheinet,
wie ein Buch zusammenfällt.
deren Lied in Schlaf Ihn sang,
die in Armuth ihn erzogen,
deren Seel’ ein Schwert durchdrang,
als im Angesicht der Sonne
weil Er, aller Himmel Wonne,
Fluch gemacht, am Kreuze hing.
Heil’ge Mutter Gottes, bete
du mit uns, für uns zum Sohn,
vor des ew’gen Vaters Thron;
daß Er Gnad’ um Gnade spende,
daß Er seinen heil’gen Geist
uns in uns’re Herzen sende,
Dir, Dreieiniger, sei Ehre,
Dir, Dreieiniger, allein!
stimmet in der Himmel Chöre,
Christi Brüder, freudig ein:
mit der ganzen Himmelschaar,
Gott, denn Er allein ist heilig,
Er, der sein wird, ist und war.