Schloß Mespelbrunn im Spessart

Textdaten
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Autor: G. Z.
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Titel: Schloß Mespelbrunn im Spessart
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aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 308
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Schloß Mespelbrunn im Spessart.

[308] Schloß Mespelbrunn im Spessart. (Zu dem Bilde S. 293.) Wie es in der natürlichen Beschaffenheit eines großen Waldgebirges begründet liegt, gehört der Spessart zu den geschichtsarmen Gegenden des deutschen Vaterlandes. Wo noch heute die Ansiedlungen der Menschen sich beschränken auf größere oder kleinere Lichtungen, die im Lauf der Jahrtausende den dichten Waldbeständen abgerungen wurden, wo noch heute die Axt des Holzhauers das vornehmste Werkzeug ist, mit dem sich der Mensch sein täglich Brot verdient, da kann die städteliebende Kultur keine Geschichte gehabt haben. Und ebenso haben die politischen Bewegungen der Völkerwelt Halt gemacht vor dem Walle dieser endlosen Buchen- und Eichenwälder, die sich nördlich vom Main in dem offenen Viereck zwischen Gemünden, Wertheim, Miltenberg und Aschaffenburg ausdehnen. Nur hier und da einmal wurde auch der Spessart berührt von Krieg und Kampf, nur hier und da einmal tosten in der feierlichen Stille seiner Laubhallen Kampfgewühl und Waffenlärm. Dafür haben ihn Sage und Dichtung gern zum Schauplatz ihrer Träume gemacht. Im Nibelungenlied ziehen die Helden zur Jagd in seinen Revieren. Simplicius Simplicissimus erhielt vom Dichter auf einem Bauernhofe im Spessart die Stätte seiner Geburt und seiner Jugend angewiesen, und wer hätte nicht in seinen jungen Jahren „Das Wirtshaus im Spessart“ von Hauff gelesen und mit dem Goldschmied ein geheimes Grausen gespürt vor dem großen finstern Wald, in dem noch Räuber und Mörder ihr Wesen treiben sollten! Der Spessart ist – verglichen mit dem Harz, dem Thüringer Wald, oder auch der benachbarten Rhön – noch wenig erschlossen, erst neuerdings ist es dem Spessartklub gelungen, die Aufmerksamkeit der Reisenden in höherem Maße auf die Schönheiten des Gebirges zu lenken, das im Geiersberg seine höchste Erhebung hat. Zugänglich ist der Spessart am bequemsten von Aschaffenburg oder Klingenberg aus. Sein Reichtum an Wild ist auch heute noch infolge sorgfältiger Hege sehr groß. Der jagdliebende Prinzregent von Bayern hat sich denn auch mitten im Spessart, in Rohrbrunn, ein villenartiges Schlößchen gebaut und kommt in jedem Herbst mit seinen Jagdgenossen, um dem Weidwerk hier obzuliegen. Ein Ausflug nach Rohrbrunn ist auch für den Naturfreund eine lohnende Tour.

Romantischer noch ist Schloß Mespelbrunn im westlichen Spessart gelegen. Als vor einem Dutzend Jahren die Universität Würzburg ihr dreihundertjähriges Bestehen festlich beging, wurde der Name des sonst wenig genannten Schlosses in weiteren Kreisen bekannt; denn dasselbe ist der Stammsitz jenes Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn, dem die Stiftung der fränkischen Hochschule zu danken ist. Weltentlegen, in einem engen Waldthal, ohne jeden sichtbaren Bezng zu den Erinnerungen, welche der Name weckt, tritt dem Wanderer das malerische alte Schloß aus seiner waldigen Umgebung entgegen. Türme und Zinnen spiegeln sich im klaren Wasser eines ihm vorgelagerten Forellenteichs. Stimmungsvoll schmiegt sich die ganze Umgebung zum Bilde: das epheunmsponnene Häuschen links vom Schloß, in welchem man gastliche Aufnahme findet, der grüne Wiesengrund, der sich thalabwärts zieht, und auch die Brunnenfigur des Landsknechts, die im Schloßhof Wache hält. Die Weihe tiefsten Friedens ruht über dem Schlosse, dessen Inneres besichtigt werden kann und durch seine altertümliche Ausstattung anspricht. G. Z.