Schazsagen von Salm
[24] 12 Schazsagen von Salm
Salm, das Stammschloß des noch jezt blühenden fürstlichen Geschlechts der Salm-Salm, ligt unweit Rothau. Dicht unterhalb der verfallenden Ruine haben sich eine kleine Anzal Widertäufer angesidelt, die dort ein stilles, arbeitvolles Leben füren. Sie erzälen mancherlei von dem Schloße. So soll bei der Einname desselben die Erzieherin mit den Schäzen geflohen, aber eingeholt und getötet worden sein. Sie hatte jedoch noch Zeit gehabt, die Schäze zu bergen. Sie fand keine Ruhe, zeigt sich oft den Umwonern, das Haupt bedeckt mit einem großen Strohhute, eine große Schürze vorgebunden und einen Rechen in der Hand. Ir Erscheinen kündet das sichere Umschlagen des Wetters, das Eintreten von Regen an[1].
[25] Ein Bauer, der oft in dem den Schloßberg bedeckenden Walde zu tun hatte, fand einst, als er frühstücken wollte, einen bequemen Siz, der im vorkam wie eine aus Stein geformte Kiste. Er freute sich des bequemen Sizes und erzälte es den Abend. Als im gesagt wurde, daß in diser Kiste sicher die Schäze des Schloßes enthalten gewesen seien, eilte er auf den Berg, fand aber an der im wolbekannten Stelle die Kiste nicht mer.
Die Hirtenknaben des religiösen Vorstehers der Widertäufer weideten einst das Vih in den Trümmern der alten Burg. Da hörten sie plözlich eine Ur schlagen. Sie sahen auf und erblickten an der Mauer eine große Ur, die inen zu irem größten Erstaunen jedesmal die Stunde schlug. Als die Ur siben schlug, triben sie ir Vih abwärts und erzälten den Vorfall. Den nächsten Morgen stig der Vorsteher mit den Hirten hinauf, fand jedoch an der Stelle nur einen aus der Mauer hervorragenden Birkenstamm.
Einige hielten diß für eine Schazangabe und durchwülten an der Stelle die Mauer, doch one Erfolg.
- ↑ Vgl. Gemeindezeitung f. Elsasz-Lothringen 1881 No. 53.