Schön Ulrich und Rautendelein
Mäßig. | Aus der Gegend von Breslau. |
die wolltn zusammen ein Mädel frein. :|:
dem Hansel wurd sie abgesagt.
packt ihr Geschmeid zusammen.
und führt sie nein in dicken Wald.
sah sie eilf Jungfraun hangen dar.
du sollst jetzt bald die Zwölfte sein.“
er bat sie, daß sie niedersaß.
ihr Aeuglein sich eindruckte.
mit heißen Thränen sie ihn begoß.
oder weinst du um dein junges Blut?“
ich weine daß ich sterben muß.‘‘‘
ein eisernen Pfahl will ich durch dich schlahn!“
verleih mir nur drei Gal zu schrein!‘‘‘
kein Mensch wird dich nicht hören.“
so ruft sie den lieben Vater an.
so ruft sie die liebe Mutter an.
so ruft sie die liebe Schwester an.
so ruft sie ihre lieben Brüder an.
der Schall der kam zum Fenster rein.
meine Schwester schreit im Walde.““
schön Ulrich schon zur Thür nein trat.
was hast du für blutge Händelein?““
ich hab es erstochen ein Täubelein.“
das hat meine Mutter zur Welt gebracht.
es war meine Schwester Rautendelein.““
und hieb dem Ulrich den Kopf zur Erd.
jetzt trüb um Vater und Mutter!
kein Mensch wird um dich trauern.““
schön Ulrich kam aufs höchste Rad.
schön Ulrich schrien die Raben zu sehr.
Str. 12 nach Hoffmann’s von Fallersleben Schles. Volksliedern. S. 24. – 13. Gal, mhd. gal – von gëllen, tönen – der Schall, Schrei.