Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Theobald Tiger
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Titel: Saisonbeginn
Untertitel:
aus: Ulk Jahrgang 48. Nummer 43. Seite 158
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 24. Oktober 1919
Verlag: Rudolf Mosse
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: UB Heidelberg und Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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 Saisonbeginn

 Von Theobald Tiger

Reicht mir den Frack! Reicht mir die schwarzen Buxen!
Aurelie, plätte mir den weißen Schlips!
Ich will nicht länger krumm am Schreibtisch drucksen;
auch Theobald gebührt ein kleiner Schwips.

5
     Der Schappohklapp – – wo ist das Dingrichs bloß?

     Jetzt geht es los –!

Jetzt geht es los –!
 Die ältsten jungen Mädchen
sind frisch auf neu gebügelt von Mama –

10
Sie lächeln hold. Es weiß das dümmste Gretchen:

Saisonbeginn! Nun ist die Heirat nah!
     Hervorgezaubert prangt auf manchem Kopf
     ein falscher Zopf.

Jetzt geht es los –!

15
 Der Dielenwirt dreht sachte

die Wasserleitung für den Weinverkauf.
Es wacht der Gent des Morgens früh um achte
in einem Treppenflur voll Kummer auf.
     Die Uhr, das Geld, der kleine, blonde Schneck

20
     sind leider weg.


Jetzt geht es los –!
 Der Kientopp schnattert heftig.
Die kleine Diva dreht sich lieb und nett.
Der dicke Regisseur verfilmt geschäftig

25
das Strafgesetzbuch sanft von A bis Z.

     Und läßt nicht nach, bis die Million erreicht,
     und hats nicht leicht

Und in der Politik … Allmächtiger Schöpfer!
Da ist ja schon das ganze Jahr Saison.

30
Die liebe Zunft der Schuster und der Töpfer

gibt unsrer Wilhelmstraße die Fasson.
     Wenn wer den Teufel an die Wände malt –:
     Matthias strahlt.

Saisonbeginn –!

35
 Ich friere an den Beinen.

Das Thermometer fällt, die Miete steigt.
Aurelie, kümmre du dich um die Kleinen.
Hörst du, mein Kind? Hunyadi Janos geigt …!
     Dein lieber Mann muß fort. Steig mir vom Schoß –

40
     Jetzt geht es los –!