Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Sagen von Wolfartsweier
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch, S. 370–372
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Die Quelle in Mones Anzeiger: ULB Düsseldorf
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[370]
Sagen von Wolfartsweier.

1. Wolfartsweier hat seinen Namen daher, weil vor Zeiten zu der dortigen Kirche gewallfahrtet wurde. Damals stund auch auf den sogenannten „Heiligenäckern“ ein Heiligenkapellchen. Die Wallfahrt stund unter der Pflege von Kapuzinern, die zunächst der Kirche wohnten und einen großen Schatz von den frommen Gaben der Pilger zusammenbrachten. Denselben vergruben sie in das Gewölbe unter den jetzigen Pfarrgarten und deßhalb müssen Drei von ihnen Nachts im Garten und dessen Nachbarschaft umgehen. Sie waschen manchmal an dem vorbeifließenden Bache, oder binden im Stalle beim Garten das Vieh los, welches dann noch am Morgen ganz mit Angstschweiß bedeckt ist. Einer von ihnen trägt vor der Herzgrube ein hellscheinendes Licht und ein Anderer, den man einst um Mitternacht am hölzernen Stege sitzend erblickte, wuchs beim Aufstehen und Weggehen so hoch wie ein Baum und wurde von fürchterlichem Krachen begleitet. In dem Garten tänzeln zuweilen Nachts blaue Flämmchen um drei Kälber herum, welche die drei Kapuziner sind.

[371] 2. In früheren Jahren fuhr oft zur Herbstzeit, gleich nach der Abendglocke, das wüthende Heer über Wolfartsweier. Man sah keine Gestalten, hörte aber Schießen, Hundegebell, Hörnerklang und Jägerhalloh. Vor dem Zuge her rief eine Stimme: „Wenn du beschädigt wirst, so verbinde die Wunde mit rohem Garne.“

3. Wolfartsweier war in alten Tagen wohl dreimal so groß als jetzt und seine Gemarkung erstreckte sich bis Grötzingen, wohin seine Kinder in die Schule gingen. Durch den Schwedenkrieg kam aber der Ort so herunter, daß er nur noch sieben Bürger zählte, die, weil die damalige Gemarkung für sie zu groß war, es ruhig geschehen ließen, daß die Durlacher einen beträchtlichen Theil derselben an sich rißen. Als Letztere jedoch hiermit noch nicht zufrieden waren, und bis in die Nähe des Dorfes hervordrangen, widersetzten sich ihnen die sieben Bürger, indem sie waker den Mund aufthaten und über ihr Recht vollgültiges Zeugniß abgaben, wodurch sie auch die Durlacher von weiterem Umsichgreifen abhielten. Die Gegend, wo dies geschehen, heißt jetzt noch: „Im siebenten Mund“ und das dortige Gäßlein, welches den Wolfartsweier Wald vom Durlacher scheidet: „das siebente Mundgäßlein“.

Von diesem an bis zum Tiefenthaler Bach muß derjenige Durlacher, welcher an der erwähnten Beraubung die meiste Schuld trägt, seit seinem Tode umhergehen. Er erscheint bald als schwarzer Mann ohne Kopf, bald als Fuchs, bald als Hase, oder fährt unsichtbar, wie mit einem rasselnden Schiebkarren, durch die Kronen der Bäume, daß die Aeste brechen. Als einst der Förster von Au nach einem Fuchse schoß, verschwand derselbe vor seinen Augen, dem Schützen aber wurden das Gewehr und einige Finger verdreht.[1]

[372]
(Siehe Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1839.)

  1. Sagen über Verluste der Gemarkung gibt es noch in vielen Gemeinden. Wie manchmal Gemarkungsnamen sagenhaft ausgedeutet werden, hier ein Beispiel: In der Gemarkung Kronau heißt ein großes Wiesenstück die Reut, welches in die Gemarkung von Mingolsheim hineingreift. Nun erzählen die Bewohner, das Feldstück habe zu ihrer Gemarkung gehört, sie hätten es aber aus Gutmüthigkeit den Kronauern zur Benützung überlassen. Durch Zeit und Undank machten es Diese zu ihrem Eigenthum und deswegen geben die [372] Mingolsheimer dem Feldstück den Namen Reut, weil ihre Gutmüthigkeit sie gereut hat.