Ruhm und Ewigkeit
Wie lange sitzest du schon
auf deinem Missgeschick?
Gieb Acht! du brütest mir noch
ein Ei,
aus deinem langen Jammer aus.
Was schleicht Zarathustra entlang dem Berge? —
Misstrauisch, geschwürig, düster,
ein langer Lauerer —,
hell, furchtbar, ein Schlag
gen Himmel aus dem Abgrund:
— dem Berge selber schüttelt sich
das Eingeweide…
Eins ward, ein Fluch —,
auf den Bergen haust jetzt Zarathustra’s Zorn,
eine Wetterwolke schleicht er seines Wegs.
Verkrieche sich, wer eine letzte Decke hat!
Nun rollen Donner über die Gewölbe,
nun zittert, was Gebälk und Mauer ist,
nun zucken Blitze und schwefelgelbe Wahrheiten —
Zarathustra flucht…
alle Welt bezahlt,
Ruhm —,
mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,
mit Ekel trete ich sie untermich.
Die Käuflichen…
Wer feil steht, greift
mit fetten Händen
nach diesem Allerwelts-Blechklingklang Ruhm!
Sie sind Alle käuflich.
Aber biete viel!
klingle mit vollem Beutel!
— du stärkst sie sonst,
Sie sind Alle tugendhaft.
Ruhm und Tugend — das reimt sich.
So lange die Welt lebt,
zahlt sie Tugend-Geplapper
die Welt lebt von diesem Lärm…
Vor allen Tugendhaften
will ich schuldig sein,
schuldig heissen mit jeder grossen Schuld!
wird mein Ehrgeiz zum Wurm —,
unter Solchen gelüstet’s mich,
der Niedrigste zu sein…
Diese Münze, mit der
Ruhm —,
mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,
mit Ekel trete ich sie unter mich.
Still! —
soll man schweigen
oder gross reden:
rede gross, meine entzückte Weisheit!
Ich sehe hinauf —
— oh Nacht, oh Schweigen, oh todtenstiller Lärm!…
Ich sehe ein Zeichen —,
aus fernsten Fernen
sinkt langsam funkelnd ein Sternbild gegen mich…
Ewiger Bildwerke Tafel!
Du kommst zu mir? —
Was keiner erschaut hat,
deine stumme Schönheit, —
Schild der Nothwendigkeit!
Ewiger Bildwerke Tafel!
— aber du weisst es ja:
was alle hassen,
dass du ewig bist!
dass du nothwendig bist!
Meine Liebe entzündet
sich ewig nur an der Nothwendigkeit.
Höchstes Gestirn des Seins!
— das kein Wunsch erreicht,
das kein Nein befleckt,
ewiges Ja des Seins,
denn ich liebe dich, oh Ewigkeit! — —