Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Rudolf von Strättlingen
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 220-221
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons,Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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506.
Rudolf von Strättlingen.
Chronik von Einigen und Strättlingen.

Wyß Schweizersagen S. 187 – 194. Vergl. 329.


König Rudolf von Burgund herrschte mächtig zu Strättlingen auf der hohen Burg; er war gerecht und mild, baute Kirchen weit und breit im Lande; aber zuletzt übernahm ihn der Stolz, daß er meinte, niemand und selbst der Kaiser nicht, sey ihm an Macht und Reichthum zu vergleichen. Da ließ ihn Gott der Herr sterben; alsbald nahte sich der Teufel und wollte seine Seele empfangen; drei Mal hatte er schon die Seele ergriffen, aber Sanct Michael wehrte ihm. Und der Teufel verlangte von Gott, daß des Königs Thaten gewogen würden; und wessen Schale dann schwerer sey, dem solle der Zuspruch geschehen. Michael nahm die Wage, und warf in die eine Schale, was Rudolf Gutes, in die andere, was er Böses gethan hatte; und wie die Schalen schwankten, und sachte die gute niederzog, wurde dem Teufel angst, daß seine auffahre; und schnell klammerte er sich von unten dran fest, daß sie schwer hinunter sank. Da rief Michael: wehe, der erste Zug geht zum Gericht! [221] Drauf hebt er zum zweiten Mal die Wage, und abermal hängte sich Satan unten dran, und machte seine Schale lastend; wehe – sprach der Engel – der zweite Zug geht zum Gericht! Und zum dritten Mal hob er und zögerte; da erblickte er die Krallen des Drachen am schmalen Rand der Wagschale, die sie niederdrückten. Da zürnte Michael und verfluchte den Teufel, daß er zur Hölle fuhr; langsam nach langem Streit hob sich die Schale des Guten um eines Haares Breite, und des Königs Seele war gerettet.