Rondel (Wünschelrute)
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Rondel.
Von Clotilde de Vallon-Chalys.
„Des Wolfes wegen, gehe nie alleine!“
Sprach mir so oft die Mutter, daß forthin
Ich immer zitterte, führt’ ich nicht eine
Zof’ oder Diener mit in Wiesengrün
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Und Wald im Lenz, wenn die Violen blühn.
Ein Wolf, zahm wie ein Häschen war um ihn
Als grad ins Schloß zum erstenmal hereine
Mein Liebster kam; ich Schwache dacht’ ans Fliehn
Des Wolfes wegen.
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Sprach rasch mich an; bey seinem Reden feineGlaubt’ ich zu hören einen Amorin;
Anworten wollt’ ich; Stimme fand ich keine
Und stärker zittr’ ich, seit ich ihn sah ziehn.
Doch ists nicht mehr, sehr fühl’ ichs arme Kleine,
Des Wolfes wegen.
F. G. Welcker.