Roland in der Schlacht zu Roncesvalles

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Titel: Roland in der Schlacht zu Roncesvalles
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aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 12–13, 20
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[12–13] 

Roland in der Schlacht zu Roncesvalles.
Nach dem Oelgemälde von Louis Guesnet.
Photographie im Verlag von E. Lecadre u. Comp., Paris, 56 Rue de Larochefoucauld.

[20] Roland in der Schlacht zu Roncesvalles. (Mit Illustration S. 12 und 13.) Aus der Heldensage, die spätere Zeit um den Kriegszug Karl’s des Großen nach Spanien (777) gewoben, ragt die Gestalt Roland’s so mächtig hervor, daß sie ein Jahrtausend überlebt hat und noch den Dichtern und Künstlern unserer Tage stets anziehenden Stoff zu ihren Schöpfungen bietet. Olivant und Durendart, das Wunderhorn Roland’s und sein Wunderschwert, beschäftigen noch heute ebenso lebhaft die Phantasie der Jugend, die in die Sagen der Vorzeit eingeführt wird, wie sie einst das Staunen und die Verwunderung der Ritter und Frauen erregten, als das Chanson de Roland entstand und der „Pfaffe Konrad“ auf den Wunsch einer deutschen Fürstin daz Ruolandes Lied dichtete. Den Mittel- und Höhepunkt desselben bildet der Tod Roland’s in der Schlucht von Roncesvalles, in welcher die vom Kaiser Karl in Spanien zurückgelassenen Helden verrätherischer Weise von den Heiden überfallen und vernichtet wurden.

Wie das Lied berichtet, hatte Kaiser Karl das ganze feindliche Land bis auf Saragossa, den Thronsitz des Königs Marsilie, eingenommen. Dieser beschloß nun im Verein mit dem verrätherischen Stiefvater Roland’s, Genelun, sich scheinbar dem Kaiser zu unterwerfen, um dann die zurückbleibende Nachhut des Heeres zu vernichten. Die List gelang, trotz warnender Träume nahm Karl die Unterwerfung Marsilie’s an und ließ Roland, den er mit halb Spanien belehnte, in dem eroberten Lande zurück. Kaum war jedoch der Kaiser mit dem Hauptheer abgezogen, als Marsilie Roland und seine Getreuen in dem Thale Roncesvalles überfiel und die Helden nach tapferer Gegenwehr tödtete. Im Augenblick der höchsten Gefahr ergriff Roland sein Wunderhorn, den „guoten Olivanten“, das ihm einst die Engel gebracht hatten, und blies auf demselben, um Kaiser Karl von der Gefahr in Kenntniß zu setzen. Dieser hörte wirklich den Nothruf und eilte den Bedrängten zu Hilfe, erschien aber zu spät auf dem Schlachtfelde und konnte nur den Tod seiner Helden rächen.