Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Zetteritz

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Zetteritz
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 221–223
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
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Zetteritz


1½ Stunde südöstlich von Rochlitz 1¼ Meile von Wechselburg, Geringswalde und Mittweida gelegen längs einem Bächlein in nordöstlicher Richtung hinab, welches in Verbindung mit dem Schönfelder Wasser bei Gröbschütz den Crossener verstärkt und die kleine hiesige Mühle treibt. Das obere Ende ist nahe bei der Strasse von Leipzig nach Mitweida und enthält ein Wirthshaus. An der Landstrasse findet man eine schöne Aussicht des Rochlitzer Waldgebirges und der Göhrener Höhen.

Den Namen des Ortes und Gutes leitet man aus dem Wendischen von Zeds die Mauer ab; doch dürfte es auch von einem Zweige des uralten böhmischen (jetzt schlessischen) Geschlechts von Czettwitz benannt worden sein.

Das Rittergut selbst liegt am nördlichen Ende des Dorfes und nordwestlich von demselben entspringt der Zschauitzer Bach. Dieses Rittergut, welches nach einigen an sich selbst schriftsässig war, wurde mit einem Ritterpferd verdient, hatte seine eigne Gerichtsbarkeit und besass mit Erbgerichten noch Niederthalheim und die Grossstättner Winkelmühle, überhaupt gegen 500 Unterthanen. Im Orte selbst zählte man zu Anfang des 19. Jahrhundert 272 Consumenten, wogegen jetzt solche bis zu der Höhe von 400 gewachsen sind. Unter denselben befindet sich nur 1 Bauer und 11 Gärtner. Die Einwohner selbst nähren sich von Leinweberei, Spinnerei, und Tagelöhnern und treiben starken Obstbau.

Das Rittergut ist hinsichtlich seiner Flur nicht so stark, von mittlerer Güte, ist jedoch durch die neuen Verbesserungen an Werth gestiegen.

Die Wohn- und Wirthschaftsgebäude sind im vortrefflichen Zustande und die Oeconomie wird von dem dermaligen Besitzer auf rationelle Weise betrieben, so dass man wohl nicht zu viel behauptet, wenn man sagt: Es dürfte kein Gut Sachsens von dieser Grösse, wie Zetteritz so gewinnbringend sein als gerade dieses. Auch die dazugehörige Schäferei ist in der Neuzeit vergrössert worden.

Nach der Reformation waren die Herren von Maltiz diejenigen, welche Zetteritz acquirirten. Unter diesen Herren von Maltiz hat Hans von Maltiz 1568 seine Unterthanen zu Obergräfenhein nebst seinen Feldern bei Rochlitz an den dasigen Stadtrath gegen Niederthalheim vertauscht; 1584 seine Antheile an Fischheim und Grossstätten, nebst dem Dorfe Nebeln und dem an den Rentmeister Joseph Michel versetzten Biesern um 1000 Thlr. an den Kurfürst August abgetreten, welcher die [222] Obergerichte schon früher besass, und endlich 1587 Bernsdorf an Moritz von Taubenheim abgetreten, nachdem er es 1582 gegen seinen Antheil an Krossen eingetauscht hatte. Zu Ende des 16. Jahrhundert kam Zetteritz an die Familie Stange. Im Jahre 1612 gehörte das Gut dem Rudolf Stange, fiel aber 1622, als Wolf Albrecht Stange erstochen wurde, an die Lehnsherrn zurück, nämlich grösstentheils an den Kurfürsten, mit der Burggräflich Leissniger Lehne hingegen (Rittersitz, Vorwerk und 3 Gärten) an die Herren von Schönburg, als Nachfolger der Leissniger Burggrafen im Besitz von Penig, folglich als Afterlehnsherr von Zetteritz.

Neu damit beliehen wurden die Herren von Schleinitz, unter diesen werden uns genannt Siegismund Heinrich von Schleinitz, von welchem es 1724 an den Oberstlieutnant von Schleinitz kam, und im Jahre 1785 besass es der Rittmeister Friedrich Wilhelm von Schleinitz, von welchem es in die Hände der Zimmermanschen Familie überging.

Der jetzige Besitzer ist Herr Karl Zimmermann.

Andere Bemerkenswerthe Gebäude ausser dem Rittergute hat Zetteritz nicht eben so keine eigene Kirche, vielmehr ist es mit Bernsdorf Bodeln, Döhlen mit dem Rittergute Neutaubenheim, Gröblitz, Gröbschütz, Grossstätten, Kleinstätten, Köttern, Kolkau, Neudörfchen, Neuwerdern, Penna, Piesern, Pörsten, Sachsendorf zu Hälfte, Söbitzschen, Stauden, Stöbenig, Theisdorf, Zesseitz und Zöllnitz in die alte berühmte Kirche zu Seelitz, welche als die älteste von Sachsen gilt, gepfarrt. Die vielen Dorfschaften, die hieher gepfarrt sind, wanderten vor der Reformation in diese Kirche wegen ihres wunderthätigen Marienbildes und so ist bisher der Kirchenverband bis auf die neuesten Zeiten geblieben.

Zur Unterhaltung eines besondern Messaltars zu U. L. Frauen legirte Friedrich der Strenge im Jahre 1325 35 Scheffel, 3½ Viertel Korn, 18 Scheffel 2¼ Hafer, 7¾ fl. an Geld und 2 Güter in Gröbschütz, welches zusammen das Seelitzer Lehn genannt und 1556 in ein Stipendium verwandelt wurde.

Obgleich daselbe von 1592 bis 1752 zur Besoldung des Amtsphysicus benutzt wurde, erhielt es doch 1752 seine frühere Bestimmung wieder, jedoch ohne die Gerichte über jene zwei Güter, als welche schon lange zum Amte Rochlitz gezogen waren.

Nahe bei Seelitz, gegen Norden, am Rochlitzer Galgenberge, soll in alten Zeiten Bergbau getrieben worden sein und das Sprichwort ist bekannt, dass die Rochlitzer ihren Galgen auf Gold stehen hatten.

Auch beherbergt das Seelitzer Gebirge ein Achat-Flötz, welches durch einen Stolln bearbeitet wurde, bis er 1728 verfiel, man nennt diesen aus Cholcedon, Amethyst, Quarz u. s. w. gebildeten Stein gewöhnlich Rochlitzer-Achat und im grünen Gewölbe zu Dresden zeigt man daraus gedrehete Vasen und Pokale von gelber, grüner und rother Farbe. Oestlich bei Seelitz fängt auch das grosse und nutzbare Pörstner Thonlager an. In der Nähe von Seelitz soll auch die öfter schon besprochene Leonhardtscapelle gestanden haben, wenn auch nicht auf Seelitzschen Gebiet selbst, so gehörte sie doch zu dasiger Pfarrkirche als Wallfahrtscapelle.

Ihr Stifter soll der Heidenbekehrer Ludiger (Graf von Käfernberg) gewesen sein und bald nach dem Jahre 1000 sollen schon grosse Wallfahrten von Meissen und andern Orten hieher stattgefunden haben.

Diese Wallfahrer hätten da, wo Mittweida jetzt steht, sich gelagert, und wären in einem benachbarten Wirthshaus eingekehrt, um sich zur Andacht vorzubereiten und diese Wallfahrt wäre im Jahre 1012 die Veranlassung zur Erbauung der Stadt Mittweida gewesen.

Letzteres bleibt zweifelhaft, da Mittweida eher von sächsischen Bergleuten, als von meissnischen Wallfahrern gegründet worden ist. Ruinen von der Kapelle waren aber noch in grossem Maassstabe vor 100 Jahren sichtbar.

Wenn wir oben erwähnt haben, dass Seelitz die älteste Kirche des Landes ist, so stimmt damit die Sage überein, dass bei diesem Dorfe die Wenden den Hugo, einen Schüler des Bonifacius, erschlagen haben.

Die hiesige Gegend, welche stark coupirt ist, gehört unbedingt zu den angenehmsten im Leipziger Kreise, sie ist fruchtbar, hat vortrefflichen [223] Graswuchs und wird durch die langen Reihen von Obstbäumen, welche sich nach allen Richtungen über die Berge schwingen, bedeutend verschönert.

Die schönste und wahrhaft reizende Uebersicht derselben findet man auf dem gerade jenseits der Mulde emporsteigenden Rochlitzer Berge.

Zetteritz mit seinen 57 Wohnungen und 298 Seelen sowie auch das Kirchdorf Seelitz gehören zum Gerichtsamte Rochlitz.

M. G.