Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Weidlitz

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Weidlitz
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 25–27
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]
Unwürde
Unwürde


[25]
Weidlitz.


Weidlitz liegt im freundlichen Schwarzwasserthal, unterhalb der dieses Thal durchschneidenden von Bautzen nach Camenz führenden Chaussee, zwei Stunden von Bautzen, 3 Stunden von Bischofswerda, 4 Stunden von Camenz entfernt. Mit dem anstossenden Rittergute Pannewitz seit 1704 vereinigt, grenzt es gegen Morgen an das Rittergut Loga und die Dreikretschamer Felder, gegen Mittag an das Rittergut Storcha, gegen Abend an die Rittergüter Lauske, Guhra und Puschwitz, gegen Mitternacht an Wetroer Felder und das Rittergut Sahritzsch.

Weidlitz und Pannewitz zusammen bilden ein Besitzthum, welches gegenwärtig, mit den zugekauften bäuerlichen Grundstücken 364 Acker enthält. Dieser Flächeninhalt theilt sich in 5 Acker Hofrehden und Wege, 11 Acker Gärten, 3 Acker Teiche, 220 Acker Felder, 41 Acker Wiesen und 84 Acker Waldungen. Zu letzteren gehört ein 25 Acker grosser Forst, welcher am sogenannten Jungfernstein in Demitzer Flur, 2 Stunden von Weidlitz entfernt liegt, und früher zum Rittergut Modewitz gehörte, im Jahr 1703 aber von dessen Besitzer Carl Gottlob von Ponickau für 2150 Thaler an das Rittergut Weidlitz verkauft und hierauf mit letzterem als Pertinenzstück verbunden wurde.

Die Bewirthschaftung beider Güter erfolgt von Weidlitz aus, woselbst das Spannvieh, 9 Pferde und 12 Zugochsen, sowie 40 Stück Allgäuer Rindvieh und 8 bis 10 Schweine stehen. In Pannewitz befindet sich die durchschnittlich 400 Stück zählende Schäferei.

Das Dorf Weidlitz ist klein, es enthält nur 3 Garten- und 3 Häuslernahrungen, sowie eine Schmiede und die am Schwarzwasser gelegene sogenannte Kobansmühle. Das Dorf Pannewitz dagegen enthält 5 Bauergüter, 2 Garten- und 11 Häuslernahrungen.

Der deutsche Name Weidlitz hat seinen Ursprung wahrscheinlich in den vielen Weiden, welche früher hier gestanden. Der Wendische Name ist Wutowczizy, welcher aus Wurodczizy entstanden sein dürfte. Wenn nun das Wendische Wort Wuroda das bedeutet, was von Weiden und andern biegsamen Hölzern zum Flechten der Zäune und dergleichen gebraucht wird, so stimmt der Wendische Name mit dem deutschen überein.

Wie und zu welcher Zeit Weidlitz entstanden, ist nicht zu ermitteln. Obwohl die Wenden und Sorben, als sie sich in der Lausitz niedergelassen, ebenso wie die Deutschen von den gebauten oder eroberten Schlössern und Stammhäusern ihren vornehmsten Familien die Namen gegeben, wie z. B. Arnsdorf, Callenberg, Döbschütz, Gersdorf, Klix, Miltitz, Nostitz, Pannewitz, Perzig u. s. w., so findet man doch weder in Grossers Merkwürdigkeiten des Markgrafenthums Oberlausitz, noch in Carpzovs Oberlausitzischem Ehrentempel, noch sonst in einer Geschichte eines Geschlechts von Weidlitz gedacht. Man kann daher nicht annehmen, dass Weidlitz Stammsitz eines alten Geschlechts gewesen. Pannewiz dagegen, welches Pannewitz bei Weidlitz genannt wird, zum Unterschied von dem bei Uhist am Taucher gelegenen Rittergut Pannewitz, kann in Beziehung gestanden haben zu dem Geschlecht von Pannewitz, welches im vierzehnten und funfzehnten Jahrhundert vielfach in der Lausitz verbreitet war. Bestimmtes ist hierüber nicht vorhanden. Wendisch heisst es Bachnetzy oder Bahnezy, und ist vielleicht von Bachnow, der Sumpf abzuleiten, da früher und bevor die Gräben und der Teich im Dorf angelegt wurden, sich viel sumpfige Stellen daselbst vorfanden.

Der älteste bekannte Besitzer von Weidlitz war Christoph von Luttitz. Nach dem Kirchenbuche von Göda liess er daselbst 1604, als Herr auf Weidlitz, einen Sohn taufen. Ob sein Vater Abraham von Luttitz auf Sollschwitz, Pannewitz und Luga vor ihm schon Weidlitz besessen, ist ungewiss.

Christoph von Luttitz vertauschte 1620 Weidlitz an Rudolf von Gersdorf gegen Dürrhennersdorf. Rudolf von Gersdorf besass es bis 1639, in welchem Jahr er am 7 März von Hans Wolff von Ponikau auf Burkau im Duell tödtlich verwundet wurde. Er starb zwei Stunden darauf, und wurde am 18. desselben Monats „adeliger Weise“ in Göda beigesetzt. Wegen seiner vielen Schulden nahmen seine Gläubiger Besitz von Weidlitz, bis es aus der Concursmasse am 25. September 1645 an Catharina von Luttitz, geborene von Rechenberg, des ältesten bekannten Besitzers von Weidlitz, Christoph von Luttitz Wittwe, verkauft wurde. Lehnträger war ihr Sohn Christoph von Luttitz auf Luga. Sie starb am 14. Mai 1662. Ihr folgten, da ihr einziger Sohn vor ihr gestorben, [26] ihre beiden Enkel, Hans Adolf und Abraham Benno von Luttitz, welche unter Vormundschaft ihrer Mutter, Sophie Helene, geborene von Osterhausen, standen. Diese, obwohl nur Vormünderin, verfuhr mit Weidlitz als wenn es ihr Eigenthum wäre, verkaufte unter andern ein Stück Feld von 3/4 Scheffel Aussat für 81/2 Thaler an den Müller in Dreikretscham, und wusste es sogar durchzusetzen, dass Weidlitz, zeither Mannlehn, in einem vom Churfürst Johann Georg II. eigenhändig unterzeichneten Rescript vom 2. Mai 1665, in ein Kunkel-, Spill- und Weiberlehn verwandelt wurde. Hierauf verkaufte sie es am 25. Februar 1666 für 3450 Thaler an Anna Catharina verwittwete von Rechenberg, geborene von Knobloch. Letztere verheirathete sich bald darauf mit Chritoph Sigismund von Raussendorf, aus dem Hause Loga, und verkaufte Weidlitz an diesen ihren Gemahl am 29. August 1668. Raussendorf verkaufte es am 15. Juni 1677 an Conrad Heinrich von Theler auf Sollschwitz und Pannewitz, durch welchen Kauf Weidlitz und Pannewitz zum erstenmal und bis 1688 einen gemeinschaftlichen Herrn erhielten.

Von Thelern kaufte Weidlitz am 18. Februar 1688 Johann Leddin, Churfürstlich Sächsischer Rath und Oberamtskanzler des Markgrafenthums Oberlausitz. Er baute 1691 ein neues Herrenhaus, welches bis 1842 stand. Nach seinem am 5. September 1693 erfolgtem Tode verkauften seine Erben am 10. November 1693 Weidlitz an Hans Heinrich von Zetschwitz auf Hähnchen, Baselitz und Piskowitz für 9200 Thaler. Dieser verkaufte es wieder an seinen Schwager Christoph Gottlob von Luttitz am 21. Februar 1695 für 10,000 Thaler und Letzterer am 17. August 1696 für 9200 Thaler an Wolf Friedrich von Luttitz auf Liesska und Osslingen, Königlich Polnischen und Churfürstlich Sächsischen Major der Cavallerie. Ihm folgte Wolff Haubold von Polenz, aus dem Hause Linz, welcher Weidlitz am 3. April 1702 für 11,600 Thaler kaufte, es aber schon am 15. März 1704 wieder an Johann Christian von Heldreich gegen Kleinwelka und Lubachau vertauschte, wobei er noch 6100 Thaler baar herauszahlen musste. Heldreich blieb nur einige Monate Besitzer. Sein Nachfolger war Ernst Gotthardt Adolf von Warnsdorf auf Zschochau, Capitaine-Lieutnant in der Churfürstlich Sächsischem Schweizergarde. Dieser kaufte am 3. Juni 1704 Weidlitz für 12,450 Thaler und am 26. Juni desselben Jahres von Conrad Heinrich von Thelern auf Sollschwitz das angrenzende Rittergut Pannewitz für 12,600 Thaler. Seit diesem Jahr blieben beide Güter vereinigt und auch in landwirthschaftlicher Hinsicht, in einer Wirthschaft verbunden.

Die ältesten bekannten Besitzer von Pannewitz waren Adam und Abraham von Baudissin, welche im Jahre 1586 in einem Kaufbuch von Sollschwitz als Besitzer von Sollschwitz und Pannewitz aufgeführt sind. Ihnen folgte 1600 Abraham von Luttitz, Vater des ältesten bekannten Besitzers von Weidlitz, Christoph von Luttitz; dann des Letzteren Bruder, Heinrich von Luttitz, von 1606 bis 1631. Hierauf gelangte Pannewitz zugleich mit Sollschwitz an Wolff Heinrich von Theler, welcher es 1647 seinem Sohne, Conrad Heinrich von Theler, hinterliess, Dieser besass es bis 1704, in welchem Jahre er es an obgedachten von Warnsdorf verkaufte.

Dem Warnsdorf folgte Wolf Gottlob von Muschwitz auf Drauschkowitz, Churfürstlich Sächsischer Rittmeister. Er kaufte Weidlitz und Pannewitz am 1. December 1712 für 25,000 Thaler und blieb bis zum 11. Januar 1730 in deren Besitz, an welchem Tag Jacob Le Coq diese Güter für 26,300 Thaler käuflich erwarb.

Jacob Le Coq, in Frankreich geboren, nach Widerruf des Edictes von Nantes mit seinem Vater nach Genf geflüchtet und daselbst erzogen, war Churfürstlich Sächsischer Geheimer Kriegsrath und ausserordentlicher Gesandter am Grossbrittanischen Hofe. Er kaufte die Güter Weidlitz und Pannewitz, um sich daselbst zur Ruhe zu setzen und machte sich um die Verschönerung derselben ausserordentlich verdient. Er erweiterte die Hofrehde von Weidlitz und baute die Wirthschaftsgebäude daselbst, welche früher nur von Fachwerk und mit Stroh gedeckt waren, neu, massiv und regelmässig auf. Er richtete das Herrenhaus prächtig ein und schmückte es mit schönen Oelgemälden, welche noch jetzt in Weidlitz sich befinden, darunter 6 Stück von Louis Sylvester. Er legte den gegenwärtig über 10 Acker sich erstreckenden Park, damals in französischem Styl, mit Terrassen und Wasserkünsten an. Diese Anlage leitete der Kunstgärtner Seehahn, welcher mehrere Jahre in Frankreich und England sich aufgehalten, 1729 nach Neschwitz berufen, daselbst unter der Fürstin von Teschen, damaliger Besitzerin von Neschwitz, den berühmten Neschwitzer Park geschaffen hatte. Auch wurden auf Le Coqs Ansuchen Weidlitz, welches damals Weiberlehn, und Pannewitz, welches noch Mannlehn war, mittelst Rescripts vom 15. August 1730 in reine Allodial- und Erbgüter verwandelt und ist in diesem Rescript ausdrücklich bemerkt, dass diesem Suchen aus besonderen Gnaden und um seiner lange Jahre geleisteten treuen Dienste willen, statt gegeben worden.

Obwohl Le Coq sich so eingerichtet, dass man annehmen konnte, er wolle sein Leben in Weidlitz beschliessen, so verkaufte er doch am 30. Juni 1746 beide Güter für 27,000 Thaler und 150 Stück Ducaten Schlüsselgeld an den Königlich Polnischen und Churfürstlich Sächsischen Cabinetsminister Heinrich Reichsgrafen von Brühl. Was Le Coq dazu bewogen, ob seine Einrichtungen ihm zu viel gekostet, ob er den späteren siebenjährigen Krieg voraussah, oder ob Brühl, da er viel Rühmens von Weidlitz und den dasigen Anlagen gehört, die Güter ihm feil gemacht, und Le Coq, um Brühls Geneigtheit sich zu erhalten, nicht umhin gekonnt, ihm solche zum Kauf anzubieten, ist nicht zu ermitteln. Le Coq starb als Churfürstlich Sächsischer Geheimerath 90 Jahr 7 Monate alt zu Dresden 1766 und ward am 18. Juni nach Neustadt beerdigt.

Brühl blieb nicht lange im Besitz dieser Güter, besuchte sie nur einmal, that für dieselben gar nichts und als er zur Leipziger Michaelismesse 1749 Geld brauchte, verkaufte er dieselben mit der gesammten Le Cop’schen Hauseinrichtung im Juli 1749 an den Churfürstlich Sächsischen Hof- und Justiziencanzlei-Secretair Friedrich Philipp Lingke. Letzterer erlangte sofort mittelst Cabinets-Resolution vom 29. Juli 1749 das Indigenat, es wurde der Kauf am 1. und 6. September 1749 vollzogen und vom Oberamt bestätigt und am 11. desselben Monats Lingke mit beiden Gütern beliehen. Als Kaufpreis zahlte Lingke beim Kaufsabschluss 5125 Thaler in Sächsischen Steuerscheinen und zur Michaelismesse 1749 halb in Louisdoren halb in Ducaten 19,875 Thaler.

Hatten zeither Weidlitz und Pannewitz nur zu oft ihre Besitzer gewechselt, so wurden sie seit dieser Zeit nicht wieder verkauft, sie erbten in den Familien fort und werden hoffentlich Familiengüter bleiben.

Die Lingkesche Familie gehörte früher dem Bergmannsstande an. Ihr Ur-Ahn, Hans Lingke, war 1470 Berggeschworner zu St. Joachimsthal. Wegen [27] vielfacher Verdienste um den Bergbau erhielt sie vom Kaiser Maximilian II. mittelst Wappenbriefes d. d. Wien, am 20. Februar 1569, ein Familienwappen, in Blau und Gold getheiltem Schild einen aufrecht stehenden Bergmann.

Lingke blieb 34 Jahre Besitzer von Weidlitz und Pannewitz. Beim Bombardement von Dresden, im Juli 1760, verlor er fast sein ganzes daselbst angelegtes bedeutendes Vermögen, darunter sein Haus auf der Moritzstrasse. Er zog sich hierauf nach Weidlitz zurück. Auch hier brachte fast jedes Jahr des siebenjährigen Krieges seinen Gütern grosse Verluste, theils in Folge der ausgeschriebenen bedeutenden Lieferungen, theils in Folge der vielen oft sehr überraschend kommenden Einquartirungen. Am 6. Juli 1760 marschirte Friedrich der Grosse selbst durch Weidlitz. Er kam mit der ersten Colonne seiner Armee von Grossenhain, brach bei Storcha links ab und die ganze Colonne nahm ihren Marsch durch die Weidlitzer Flur nach Hoierswerda zu. Der Marsch dauerte von früh 4 bis Mittag 1 Uhr. Da der Weg bei Weidlitz zu eng war, wurde die Gartenmauer durchgebrochen und ein Kürassirregiment marschirte durch den Garten und den Hof. Friedrich der Grosse mit seinem Gefolge ritt durch den Garten, fragte auf dem Hofe den Pachter Elssner, wem das Gut gehöre, und liess sich am Brunnen daselbst ein Glas Wasser reichen. Hätte damals Weidlitz noch dem Grafen Brühl gehört, so würde es wohl gleiches Schicksal erlitten haben mit denjenigen Brühlschen Gütern, durch welche Preussen marschirten.

Lingke überwand durch Umsicht und Sparsamkeit nach und nach die Verluste, welche dieser verderbliche Krieg gebracht, und es gelang ihm Weidlitz und Pannewitz seiner Familie zu erhalten. Er starb 71 Jahre alt am 3. December 1783. Ihm folgten als gemeinschaftliche Besitzer seine vier Kinder, von welchen Johann Daniel Friedrich Lingke, Buchhalter in der Leplayschen Grosshandlung zu Leipzig 1788, und Friedrich Ludwig Lingke, Advocat zu Dresden 1805, beide unverheirathet starben; Christiane Friederike aber, verheirathet an den Churfürstlich Sächsischen Kammerassistenzrath und Obersalzinspector Johann Zacharias Herrmann und Friedrich Wilhelm Lingke, Rechtscandidat, blieben bis 1816 im gemeinschaftlichen Besitz von Weidlitz und Pannewitz. Letzterer starb, ebenfalls unverheirathet, am 14. Januar, Erstere am 20. Mai 1816, ihr folgte ihr Sohn, Dr. Friedrich Wilhelm Hermann, Bürgermeister zu Dresden.

So kamen diese Güter an die Hermannsche Familie, welche aus Nürnberg stammt. Ihr Familienwappen ist ein in Schwarz und Gold getheilter Schild mit Halbmond und Stern. Paul Hermann, ein Nachkomme Hans Hermanns, Handelsherrn zu Nürnberg und des grossen Raths daselbst Mitglied, war 1692 Bürgermeister zu Torgau und hinterliess einen Sohn, Johann Zacharias Hermann, welcher ebenfalls als Bürgermeister von Torgau 1735 starb. Des Letzteren Sohn war obgedachter Kammerassistenzrath Hermann, er starb 1802. Sein Sohn Dr. Friedrich Wilhelm Hermann, verheirathet mit Charlotte Wilhelmine Kuhn aus Freiberg, besass Weidlitz und Pannewitz nur bis 1822. Die anstrengenden Arbeiten, welche das Kriegsjahr 1813 den Mitgliedern des Rathscollegiums zu Dresden auferlegt, zugleich die Sorge um die Güter seiner Mutter, welche zur Zeit der Schlacht bei Bautzen mehrmalige Plünderung erlitten und fast ihr sämmtliches Inventar verloren, hatten die Gesundheit dieses durch Geschäftstüchtigkeit und Berufstreue ausgezeichneten Mannes gebrochen. Er starb 48 Jahr alt am 11. April 1822 und hinterliess die Güter seinem Sohn Paul Hermann, welcher nach erlangter Mündigkeit am 11. October 1830 damit beliehen wurde.

Dr. Paul Hermann, nachdem er sich 1839 mit Julie von Weidenbach aus Augsburg verheirathet, gab seine juristische Praxis in Dresden auf und übernahm 1842 seine Güter, welche zeither fast immer verpachtet gewesen, zur eigenen Bewirthschaftung. Er baute 1842 und 43 das Herrenhaus zu Weidlitz von Grund aus neu auf, nach einem Riss des Baumeister Erhard zu Dresden. Den das Herrenhaus umgebenden Park liess seine Frau theilweise erweitern und in englischem Styl neu anlegen. Der Wirthschaftshof zu Pannewitz, welcher am 24. Juli 1835, in Folge Blitzschlages, abbrannte, sowie der rechte und linke Flügel des Wirthschaftshofes zu Weidlitz wurden von Dr. Hermann ebenfalls, theils in den Jahren 1835 und 36 theils 1849 und 50, von Grund aus neu, massiv und geräumiger aufgebaut, so dass nur noch die beiden Scheunen eines dieselben erweiternden Umbaues bedürfen. Um sein väterliches Erbe in jeder Hinsicht in möglichst vollkommenen Stand zu setzen, auch seinen Leuten unausgesetzt Arbeit zu verschaffen, führt Dr. Hermann fortwährend sehr umfangreiche Culturarbeiten aus. Zugleich betheiligt er sich möglichst thätig an Allem was in neuester Zeit auf Anregung der Staatsregierung zur Förderung der Sächsischen Landwirthschaft geschehen, indem er auch dies als eine Aufgabe erkannte, welche der Besitz dieser Güter ihm gestellt. Sr. Majestät der hochseelige König Friedrich August verlieh dem Dr. Hermann am 7. Juni 1852 das Ritterkreuz Seines Albrechtsordens, „für die Verdienste desselben um Verbesserung der Landwirthschaft.“

In kirchlicher Hinsicht sind Weidlitz und Pannewitz seit dem 20. Juli 1837 in die über eine Stunde entfernte Kirche zu Neschwitz eingepfarrt, da zur Zeit eine nähere protestantische Kirche nicht vorhanden. Früher waren dieselben eingepfarrt in die Kirche St. Nikolai zu Bautzen. Die Parochie Neschwitz zerfällt in 5 Schulbezirke, den Commerauer, Neschwitzer, Puschwitzer, Lugaer und Sahritzscher. Weidlitz und Pannewitz bilden mit Sahritzsch, Uebigau, Krimitz, Loga und Dreikretscham seit 1841 den Schulbezirk Sahritzsch.

* * *