Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Mittel-Burkau
Dieses Mittel-Burkau, welches sehr häufig mit Klein-Burkau verwechselt wird, war eigentlich das Hauptgut von den übrigen Gütern in Burkau.
Dazu gehörte im Oberdorfe ein bedeutendes Areal und hatte schon in früher Zeit eine wohleingerichtete Wirthschaft.
Die Ritter von Kuntzsch waren damit beliehen und es blühte dieses Geschlecht bis ins 16. Jahrhundert hier in diesem Orte.
Erst im Jahre 1517 Sonnabend nach Martini verkaufte Christoph von Kuntzsch seine Besitzung zu Mittel-Burkau der Aebtissin des Klosters Marienstern für 2000 Mark böhm. Groschen und seit diesem Tage gehört Mittel-Burkau zu denjenigen Gütern, die Marienstern bis heutigen Tages besesen hat.
Einen bedeutenden Theil der klösterlichen Besitzungen macht der sogenannte Eigensche Kreis aus. Aber ausser denen „auf dem Eigen“ besitzt Marienstern folgende Orte:
Nebelschützen, Tesau, Wendischbassliz, Dürrwickniz, Schmeckniz, Hasslein, Koseriz, Parostensa, Krostitz, Schweinerden, Kukau, Panschwitz, Kriepitz, Jaube, Konnewiz, Kaschwitz, Wittigenau, Türkenhausen, Neudorf, Dubring, Horke, Ketten, Zollsdorf, Saalau, Glaubitz, Idlitz, Keule, Libon, Loske, Lautwitz, Ostro, Prieschwiz, Prausdorf, Prowotiz, Seauriz, Schiedel, Schönbach, Tschaschwiz, Tschischkowiz, Rosenthal, Ralbiz, Nausliz, Niesendorf, Wedro, Hausdorf, Neustädtel, Bernbruch, Weisnausliz, Spittel, Spittwiz und Mittelburkau.
Ueber die Kirchen in diesen Orten hat das Kloster, wie über die evangelisch-protestantischen Ortschaften des Eigenschen Kreises die Collatur, jedoch in Burkau nur abwechselnd mit der Herrschaft von Niederburkau.
Der Kauf von Mittelburkau ist von der damaligen Aebtissin Elisabeth von Schreibersdorf abgeschlossen worden und so wie alle die Orte, die Eigenthum des Klosters nach und nach geworden sind, sich vieler Vorzüge und Wohlthaten zu erfreuen hatten, so war es auch von jeher mit Mittel-Burkau der Fall.
Da wir einmal bei Gelegenheit über das Kloster Marienstern ein Wort zu sprechen haben, so wollen wir vorzüglich der Sage gedenken, welcher dieses Kloster seine Entstehung verdanken soll:
Der jüngste Sohn Bernhards II. von Camenz und dessen Gemahlin Manilia, Bernhardt, welcher, so erzählt man, von Jugend auf grosse Neigung zu ernster Beschäftigung und Lust zum geistlichen Stande hatte, sei einst bei einer Jagd durch Zufall vom grossen Haufen getrennt worden, habe sich verirrt und die Nacht sei hereingebrochen.
Plötzlich und zwar am Abhange des Kunigundenberges, sei nun diesem vorweg auf sumphigem Boden des moorreichen Wiesengrundes das Pferd unter ihm eingesunken, und er habe die ganze Nacht im Sumphe aushalten müssen.
Da nahm er in seiner grossen Noth seine Zuflucht zu inbrünstigem Gebet an die heilige Jungfrau Maria und gelobte, wo ihn Gott der Allmächtige [204] aus dieser Gefahr retten und fürs Leben erhalten wolle, an derselben Stelle, wo er eingesunken, eine fromme Stiftung zu gründen.
In diesem Augenblicke zerriss das schwarze Nachtgewölk und leuchtend mit hellen Strahlen stand vor seinen Augen der Morgenstern und heller erscheint der dunkle Pfad, der ihn dem drohenden Untergange nahe geführt. In demselben Augenblick fand nun der Fuss seines Pferdes einen Boden, die Gefahr ist überwunden und während er nun mit dem Gefühl des heissesten Dankes Gott, seinem Retter in grosser Todesnoth und die heilige Jungfrau anbetend preiset, erscheint ihm in der Gegend des Morgensterns zwischen den dahin eilenden Wolken das hohe Bild der hohen Himmelskönigin, mit verhülltem Haupt und weissem und schwarzem Gewande.
Dies war ihm ein Wink von oben, welcher das abgelegte Gelübde ihm vor die Seele zurückführt.
Und was er gelobt in der Stunde der Gefahr hat er treulich gehalten nach der Stunde der Erlösung.
Bald darauf begann auf der Stelle wo sein Pferd eingesunken, der Bau des Klosters und kein Wunder war es, dass er dasselbe für geistliche Jungfrauen desselben Ortens bestimmte, welchen er bereits mit seiner Mutter Manilia und seinen Brüdern Wittich und Burchard in seiner Geburtsstadt Camenz ein Kloster erbaut hatte.
Das zu erbauende Kloster nannte er Marienstern, weil in der Nähe des Morgensterns das Bild der heiligen Jungfrau ihm seine Rettung verkündigt hatte.
Weil aber dem nächtlichen Reiter zuerst der Morgenstern erschien, und beide Namen einander sehr ähnlich sind, erhielt nun auch wohl besonders durch den Mund des Volkes das Kloster den Namen Morgenstern einen Namen, welchen dasselbe neben jenem noch bis auf den heutigen Tag führt.
Manchem im Unglücke Verlassenen ist der Morgenstern als Engel der Rettung erschienen und so mag dieser Morgenstern fortleuchten als Tröster als Helfer der leidenden Menschheit.
Nun noch einen kurzen Rückblick auf Mittelburkau.
Die Wiesen und Felder des Guts sind schon seit einigen Jahren an einzelne Pächter gegeben, die zum Gute gehörigen Gebäude verkauft und besitzt diese Herr Hickel.