Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Mühlhausen

Textdaten
<<< >>>
Autor: M. G.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Mühlhausen
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 171–172
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Ξ]


[171]
Mühlhausen


ein anmuthiges nettes Dorf an der Strasse, die von Adorf nach Brambach und Eger führt mit 400 Einwohnern, 1200 Acker, 100 Quadratruthen Grundbesitz und 11,1241/76 Steuereinheiten, wogegen das hiesige Rittergut gar keinen Grundbesitz hat, sondern nur trockne und Naturalzinsen einnimmt, dagegen bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation sich seiner eignen Gerichtsbarkeit erfreute, wozu Antheile von den Dörfern Arnsgrün bei Adorf (nicht zu verwechseln mit Arnoldsgrün bei Schilbach zwischen Oelsnitz und Schöneck) Eichicht, Landwüst, Obertriebel, Untertriebel und Raun gehörten; ingleichen war auch die Schänke von Raunhammer dahin lehnpflichtig.

Mitten durch das Dorf Mühlhausen schlängelt sich ein Bach, in welchem unten nicht weit von seiner Mündung in die Elster, wo er einen Mühlgraben bildet, sogenannte Perlenmuscheln gefunden werden.

Das Rittergut besteht blos aus dem in der Abbildung befindlichen Wohnhause, woran ein Garten grenzt. Aber von den Unterthanen waren stets 2291/6 Thlr. Erbzins, 12 Scheffel Korn, 52 Scheffel Hafer, 153/4 Pfd. Flachs, 68 Thlr. Gerichtsauszug und 3 Thlr. für die Fölmstrei zu entrichten.

In den frühesten Zeiten ist Mühlhausen schon als Vorwerk aufgeführt, welches den Herren von Thoss gehörte, von welchen die dazugehörigen Grundstücke an einzelne Begüterte in Mühlhauser und den übrigen 7 Ortschaften verkauft wurden, wodurch die für das Gut zu entrichtenden trocknen Zinsen entstanden. Dann kam Mühlhausen an die Herren von Zedtwitz. Im 15. Jahrhundert waren Besitzer des Vorwerks die Herren von Schirnding, welche das Vorwerk 1711 in ein neuschriftsässiges Rittergut verwandeln liessen. Diesen Herren von Schirnding folgte im Besitze die Familie von Paschwitz. Der preuss. Hauptmann von Paschwitz war noch 1824 damit beliehen, welcher solches an die Familie Adler abtrat.

Der derzeitige Besitzer aber ist Herr Carl Wilhelm Adler.

[172] Mühlhausen hat eine freundliche romantische Lage. Die herumliegenden Berge bieten herrliche Ansichten. Die dasigen Einwohner sind gemüthlich und höflich und die oft erwähnte treuherzige Gesinnung des Voigtländers gegen seine Nebenmenschen, findet man hier zu Hause.

Dieser Ort hat vorzüglich in den letzten Decennien viel durch das Emporblühen des Bades Elster gewonnen; denn hieher werden von den Badegästen häufige Spaziergänge unternommen, und in den schönen Sommerabenden machen die einzeln dahin wandelnden Gruppen der Badegäste einen tiefen Eindruck auf dem Beschauer.

Mühlhausen ist mit Raun und Kleedorf, mit Sohl, Arnsgrün, Gürth und Grün nach Elster eingepfarrt, weshalb auch unter beiden Orten eine lebhafte Verbindung ausser der Badezeit stattfindet.

Alle diese Orte, einschliesslich des Dorfes Mühlhausen haben ihre eignen Schulhäuser, welche als Nebenschulen von Elster betrachtet werden. Die Stellen werden insgesammt von den Gemeinden besetzt und von dem Diakonus zu Adorf als dem Prediger von Elster als Local-Inspector beaufsichtigt.

In Mühlhausen ist seit einigen Jahren ein neues Schulhaus, das von circa 80 Kindern besucht wird.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so dürfte der 30jährige Krieg zu denjenigen gehören, der auf das Schrecklichste hier seine Spuren zurückliess.

Der ganze Ort wurde damals verwüstet und geplündert, und einige Einwohner sollen sich blos durch die Flucht in die in Raun, neben dem Schulhause stehende Kapelle gerettet haben.

Diese Kapelle steht noch heutigen Tages über deren Ursprung, Alter und anfängliche Bestimmung keine sicheren Nachrichten vorhanden sind. Vermuthlich war es eine sogenannte Messkapelle, wie die verschiedenen vorhandenen Heiligenbilder schliessen liessen, die bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts noch vorhanden waren.

Jetzt wird noch in dieser Kapelle alljährlich eine Predigt zum Kirchweihfest und zweimal Communion von dem Prediger in Elster darinnen gehalten.

Doch zurückkommend auf die Mühlhausen betroffenen Schicksale in früherer Zeit, so müssen wir besonders noch des bayerischen Erbfolge Krieges gedenken, der ebenfalls Plünderung und Seuchen im Gefolge hatte und Mühlhausen in eine Einöde verwandelte.

Im Orte Mühlhausen befinden sich ausser den namhaft gemachten Gebäuden noch 2 Mühlen mit 3 Gängen und in der Neuzeit sind mehre andere schöne Privatgebäude hier entstanden, welche des Ortes Ansehen, seine angenehme Lage um ein Bedeutendes erhöhen.

Ein Theil von Mühlhausen, der in neuerer Zeit ebenfalls angebaut worden ist, heisst Jüdenloh. Woher der Name eigentlich stammt ist unbekannt und findet man solchen auch nicht in den alten Topographien und sonstigen Beschreibungen.

Mühlhausen mit Jüdenloh hat 69 bewohnte Gebäude mit 439 Einwohnern, welche seit Aufhebung der Patrimonialgerichte unter das Gerichtsamt Adorf gehören.

Nicht weit von Mühlhausen beginnt der schöne Rauner-Grund, wo sich die Rauner-Schänke befindet, die nach Mühlpausen lehnpflichtig war.

Uebrigens ist Mühlpausen noch bekannt, durch die Schönheit seiner weiblichen Bewohnerinnen, die der Curgast in Elster öfter als Brunnenmädchen zu bewundern Gelegenheit hat.

M. G.