Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Kaufungen

Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Kaufungen
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aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 140–142
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
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Kaufungen.


Kaufungen liegt 1¼ Stunde von Penig und 4 Stunden von Chemnitz, in anmuthiger Gegend, unmittelbar an der Mulde.

Ob Kaufungen, welches durch Kunz von Kaufungen berühmt geworden, von dem Geschlechte der Kaufungen selbst gegründet und wenn solches erbaut worden, dieses kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden.

Die Herren von Kaufungen kommen seit dem Jahre 1283 vor, und zwar zuerst ein Heinrich von Kaufungen, dessen Söhne, Tauzold und Heinrich das Kloster Bug öfter anfeindeten. Im Jahre 1357 wurden Kunz und Heinrich von Kaufungen als „Herren zu Waldenburg“ genannt. Eine Benennung, die darinnen ihren Grund haben mochte, dass denen von Kaufungen Waldenburg eine Zeitlang verpfändet war. Die von Kaufungen waren überhaupt reiche begüterte Leute, weshalb sie auch zu den höchsten Ehrenämtern gelangten. Dietrich von Kaufungen war im Jahre 1375 einer der vornehmsten Zeugen bei dem vom Kloster zu Chemnitz geschlossenen Kaufe der Herrschaft Rabenstein, und Jost von Kaufungen wurde im Jahre 1411 als Schiedsrichter erwählt zwischen den Dynasten von Schönburg, den Ahnherren der jetzigen Fürsten und Grafen gleichen Namens und dem Kloster Remse. In diesem Kloster[WS 1] ruhen mehre von der Familie derer von Kaufungen.

Kunz von Kaufungen, der Sohn Conrads von Kaufungen, ebenfalls reicher Sächsischer Vasall und Böhmischer Landeshauptmann, war ein tapfrer, edler Ritter. Er wusste Opfer zu bringen und kannte keine Falschheit, keine Lüge. Ein offenes, biedres, ja vielleicht etwas schroffes Wesen war der Hauptzug seines Charakters, dabei auffahrend und leicht zu beleidigen. Sein Jähzorn und seine Rachsucht hatte keine Grenzen, sobald er sich verletzt fühlte. Diese Leidenschaft brachte ihn ins Verderben und der unglückliche Bruderkrieg war die Veranlassung.

Vergeblich hatte der treffliche Kurfürst Friedrich der Streitbare noch auf dem Sterbebette seine Prinzen Friedrich und Wilhelm zur brüderlichen Eintracht ermahnt und Worte gesprochen, die als ein schönes Zeichen edler Fürsten-Gesinnung, da sie nicht so allgemein bekannt sind hier einen Platz finden mögen: „Lieben Söhne, Zeit und Stunde ist vorhanden, dass ich aus diesem sterblichen Leben scheide. Mein Abschied kommt zur ungelegenen Stunde. Der böhmische Krieg liegt mir am Herzen, man muss aber dem göttlichen Willen, der nie anders, als gut ist, Alles anheimstellen. Lasset es Eure grösste Sorge sein, das Vaterland beim Frieden zu erhalten. Solches wird, wie ich glaube, leicht geschehen können, wenn Ihr in der Furcht Gottes und in brüderlicher Liebe und Eintracht betet, die Unterthanen treulich schützet und ihr Bestes befördert. Darum ermahne ich Euch mit allem Ernst, dass Ihr bei dem jetzt entstandenen Glaubensstreit frommer und gelehrter Leute Unterricht anhöret. Nehmet Euch ja nicht zu Räthen, die ehr- und geldgeizig sind, und sich vom Regiment zu bereichern suchen. Beschweret nicht die Unterthanen mit neuen Bürden und Abgaben. Wollet ihr Einen zur Wohlfahrt fördern, so thut es ohne Unterdrückung der Andern. Mit dem Adel verfahret so, dass Ihr ihn geneigt und Euch zu Willen habet. Keine Uebelthat lasset ungestraft hingehen; wo aber Hoffnung zur Besserung ist, da helfet und lasset Nachsicht und Verzeihung stattfinden. Verdient Jemand Eure Ungnade, so bedenket, dass man im Zorne Maass halten müsse. Zu den Waffen greifet nicht eher, als wenn es die höchste Noth erfordert. Gegen Eure Unterthanen beweiset Euch als Väter und nicht als Wütheriche und Tyrannen, vor welchen die Natur selbst sich scheut. Denkt an den Markgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange, Euren Urahnen, der zwar gegen zwei Kaiser Krieg führte, aber blos um Land und Leute zu schirmen. Unsere Vorfahren hatten wenig Nutzen von den vielen Kriegen, die sie führen mussten. Was für Schrecken aber ein muthwilliges Kriegführen bringe, ist aus des Landgrafen Albrechts Beispiel zu ersehen. Darum ermahne ich Euch nochmals ernstlich, dass Ihr einträchtig seid und Einer dem Andern nachgebe und verzeihe. Dieses wird Euch eine Mauer sein wider jeden feindlichen Einfall, der nicht fern von Euch ist. Und Du, mein Sohn, Friedrich, verhalte Dich also bei der Kurwürde, wie Du es von mir gesehen hast, damit Du dem Reiche lieb und werth seiest. Du aber, mein Sohn, Wilhelm, achte diesen, den älteren Bruder, das wird Dir zur Ehre und zum Besten gereichen. Ach, lieben Söhne, nehmet doch diese meine väterliche Ermahnung wohl zu Herzen und ins Gedächtniss, und lasset Euch durch nichts [141] trennen oder in Streit verwickeln! Dieses werdet Ihr mir jetzt in die Hand versprechen.“

Trotz der erfolgten Angelobung dauerte die Einigkeit nur fünf Jahre, worauf eine Ländertheilung zu Altenburg erfolgte. Aber mit dieser war Wilhelm III. nicht zufrieden, woran sein Rath Apel von Vitzthum wohl Schuld und Theil hatte. Die Folge davon war der unglückliche Bruderkrieg, in welchem von Friedrich dem Sanftmüthigen Kunz von Kaufungen als Kriegsoberster erwählt wurde. Letzterer war unglücklich in diesem Kriege, gerieth in Gefangenschaft und während seiner Gefangenschaft wurden seine thüringischen Güter verwüstet und weggenommen, er selbst auch erst nach Bezahlung eines hohen Lösegeldes aus eigenen Mitteln in Freiheit gesetzt. Als Entschädigung erhielt er nach seiner Befreiung die Güter Schweikartshain und Ehrenberg, welche er aber nach Beendigung des Kriegs und nach erfolgter Aussöhnung der beiden Brüder Friedrich und Wilhelm wieder herausgeben musste. Darüber erhob sich ein neuer Streit zwischen dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen und Kunz von Kaufungen. Letzterer sann auf Rache und entwarf den Plan zum Raube der Prinzen. Mehre seiner Freunde waren ihm dazu beiräthig und am 7. Juli 1455 fanden sich dieselben mit Kunz von Kaufungen zusammen auf dem Schlosse Kohren ein, von wo aus sie in der folgenden Nacht zur Ausführung ihres Planes nach Altenburg zogen.

Die weitere Geschichte des Prinzenraubes setzen wir als bekannt voraus, so dass wir es nicht für nöthig finden, derselben nochmals hier zu gedenken.

Kunz von Kaufungen, der den Prinzen Albrecht nach Böhmen auf sein Gut Eisenberg bringen wollte, erreichte nicht die Grenze, sondern wurde noch auf Sächsischem Gebiete vom Köhler Schmidt gefangen, in die Frohnfeste nach Freiberg gebracht, ob seiner Uebelthat zum Tode verurtheilt und auf dem Marktplatze zu Freiberg, seinem frühern Wohnorte, schon am 14. Juli 1455 hingerichtet. Sein naher Anverwandter, der gelehrte Bischoff Dietrich von Schönberg, soll sich für ihn beim Kurfürsten verwendet haben, aber ohne Erfolg. Denn dass der Kurfürst ihn habe begnadigen wollen, lässt sich mit Wahrscheinlichkeit nicht annehmen, da 17 Tage nach Kunzens Tode auch sein Bruder Heinrich wegen Mitwissenschaft des Verbrechens in Altenburg enthauptet wurde. Die Behauptung einzelner Geschichtsschreiber, dass der Bote mit den Gnadenakten einige Minuten zu spät vor Freiberg angekommen sei, indem bereits wegen der veranstalteten Hinrichtung Kunzens die Thore geschlossen gewesen, verdient deshalb keinen Glauben, weil in einem solchen Falle der Thorwächter dem sich legitimirenden Boten jeder Zeit Einlass gewähren musste, da ja jeden Augenblick noch Zeit sein konnte die Hinrichtung aufzuheben.

Ein einfacher Stein auf dem Markte zu Freiberg bezeichnet die Stelle, wo Kunzens Haupt gefallen, wogegen von seiner früheren Wohnung in Freiberg keine Spur mehr vorhanden ist.

Auf dem Platze, wo sein Haus stand, hat sich ein neues Gebäude erhoben, welches Eigenthum des Herrn Oberberghauptmann von Herder war und nach dessen Tode auf seine Familie übergegangen ist.

Kunzens Stammschloss aber, Kaufungen, wurde sofort nach seiner Hinrichtung geschleift.

Auch Kohren, dessen Besitzer, von Meckau, durch Theilnahme an dem Complott der Lehnsuntreue gegen den Kurfürsten für schuldig befunden worden war, wurde eingezogen und seinem Nachbar, Hildebrand von Einsiedel auf Gnandstein, dessen Schwester, Anna von Einsiedel, Kunzens Gemahlin war, überlassen, der es jedoch nicht bewohnte, sondern verfallen liess. Dass Kunzens von Kaufungen Statue früher in der Peterskirche zu Freiberg gestanden, ist wohl blos Vermuthung, wenn man nicht annehmen will, dass solche vor seiner Hinrichtung wegen seiner früheren Verdienste und seiner Mildthätigkeit dahin gekommen.

Mit Kaufungen wurde später das Geschlecht derer von Maltitz beliehen, von welchem auch die jetzigen zwar alterthümlichen, aber ansehnlichen Rittergutsgebäude herrühren. Das Schloss ist auf die Ruinen der alten geschleiften Burg gebaut. Von dem Maltitz’schen Geschlecht, welches beinahe hundert Jahre im Besitze von Kaufungen war, kam dasselbe an die Familie Pflugk, von dieser wieder an die von Thumshirn, auf welche die von Planitz im Besitze folgten.

Im Jahre 1768 erwarb es Graf von Einsiedel, dessen Nachfolger der Cabinetsminister Graf von Einsiedel war. Diesen beiden Herren Besitzern verdankt das Rittergut herrliche Verbesserungen. Der jetzige Gutsherr ist Graf Carl von Einsiedel auf Wolkenburg. Zum Gute gehören noch Jahnshorn, Mühlwiesen und Breunsdorf, was eigentlich selbst Rittergut ohne besondere Gebäude ist, aber nur als Vorwerk betrachtet wird. Wenn dieses Breunsdorf mit Kaufungen combinirt worden ist, kann nicht genau angegeben werden. Auf alle Fälle ist die Verbindung vor dem Jahre 1700 geschehen. Im Jahre 1297 wurde Breunsdorf von denen von Schönburg dem geringswaldischen Kloster geschenkt, erkauften es aber wieder im Jahre 1543 vom Kurfürsten Johann Friedrich als ein säcularisirtes Gut. So wie auch darüber einige Ungewissheit herrscht, wenn das Geschlecht derer von Kaufungen gänzlich erloschen ist. Einige wollen behaupten, dass diess schon der Fall im Jahre 1585 mit dem Tode Haubolds von Kaufungen zu Chemnitz gewesen sei, während nach anderen Nachrichten [142] der Letzte des Geschlechts als Hofbeamter zu Wechselburg im Jahre 1807 erst gestorben ist.

Kaufungen zeichnet sich besonders durch seine Schäfereien und seinen Hopfenbau aus.

Im Dorfe selbst wird viel Weberei getrieben. Kaufungen hat eine Kirche, die nicht besonders gross ist. Ein Filial dieser Kirche ist zu Russdorf. Collator ist der jederzeitige Besitzer von Kaufungen.

Kaufungen, welches früher zum Justizamte Pegau gehörte, steht jetzt unter dem Gerichtsamte Penig, unter dem Bezirksgerichte Rochlitz, unter der Amtshauptmannschaft Rochlitz und ist dem Regierungsbezirke Leipzig zugezählt.

Kaufungen mit Mühlwiese hat 117 bewohnte Gebäude mit 149 Familienhaushaltungen und mit 784 Einwohnern.

M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kloser