2. Ich kam als krasser Fuchs hierher und spähte in den Gassen,
wo mir ein Bett und Zimmer wär, den langen Leib zu fassen. Fand
Sofa nicht, noch Stiefelknecht, und doch war mir die Bude recht, |: denn
keine ist aequalis der filia hospitalis. :|
3. Sie ist ein gar zu herzig Kind mit ihren blonden Zöpfen, die
Füßchen laufen wie der Wind im Schuh mit Quast und Knöpfen; die
Schürze bauscht sich auf der Brust, allwo ich schau, ist eitel Lust, und
keine ist aequalis der filia hospitalis.
4. Im Haus herrscht sie als guter Geist und zeigt’s an jedem
ersten: Der einzge Schüler war verreist, die Kasse mir am leersten.
Da wurd ihr Wort mir Schutz und Schild und stimmte den Philister
mild, drum ist auch nichts aequalis der filia hospitalis.
5. Vier Mieter hat sie: der Jurist besucht nur feine Kreise, der
Mediziner ist kein Christ, der Theolog — zu weise. — Doch mir, mir,
dem Philologus, gab sie in Züchten einen Kuß, und keine ist aequalis
der filia hospitalis.
6. Auf eines hält sie scharfe Acht und läßt nicht mit sich spaßen:
wer je der Magd den Hof gemacht, würd nimmer ihr mehr passen.
Zwar das Mamsellchen am Büffett ist höchst pikant und äußert nett —
und dennoch nicht aequalis der filia hospitalis.
7. Du rheinisch Mädchen, wüßt ich doch, was Gott mit uns be=
schlossen? — Ich schanz mir in den Kopf ein Loch und ochse unver=
drossen. Und wärst du mir auch nie beschert, zeitlebens bleibst du hoch=
geehrt, weil keine dir aequalis, dir, filia hospitalis.
Preisgedicht von Otto Kamp. 1885.