Rheinfels (Kämpchen)
[80] Rheinfels.
Gewaltigste der Burgen einst am Rhein,
Und jetzo eine Riesentrümmerstätte –
O, daß ich Worte nur und Bilder hätte,
Der Größe würdig, du Koloß von Stein. –
Noch reckst du trotzig die Zyklopenmauern –
Ich seh’ die Sphinx in deinen Winkeln lauern:
Das blüh’nde Leben und des Todes Gruft. –
Und unten tief, wie prächtig, wunderbar!
Und wie zwei Perlen in der Muschelschale,
Sankt Goarshausen und mein Sankt Goar. –
Und süß und traumhaft singt die Lurelei
Vom Lur’leifels die alten Zauberweisen,
Und strählt ihr Goldhaar, wie vordem, dabei. –
[81]
So, Rheinfels, stand ich auf der Zinne dein,
Vergangenheit und Gegenwart erschauend,
Beseligt und vor deinen Grüften grauend,
Zuviel der Schönheit, die mich dort berauscht,
Auf schroffer Höh’, in immer neuen Bildern –
Die schwache Kraft vermag sie nicht zu schildern,
Ich hab’ gesehen und ich hab’ gelauscht. –